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Jede dritte Migrantin von Gewalt bedroht

Studie des Familienministeriums. Politikerin fordert spezielle Schutzhäuser. Im Fall des Hamburger Ehrenmordes prüft die Polizei, ob die Familie mitverantwortlich ist. Interkulturelle Gewaltberatungsstellen sind überlaufen

Beim Ehrenmord gegen die 16-jährige Deutsch-Afghanin Morsal O. tappt die Polizei im Dunkeln, was die konkreten Tatumstände angeht. „Zu einer weiteren Vernehmung des Beschuldigten ist es nicht gekommen“, sagt Hamburgs Polizeisprecher Ralf Meyer. Zurzeit werde vor allem ermittelt, ob die Familie, deren Mitglieder Morsal mehrfach schlugen, mitverantwortlich ist.

Morsal O, die 13 Jahre lang in Hamburg aufgewachsen ist, hatte sich den strengen Ritualen der muslimischen Familie widersetzt. Am Donnerstagabend war sie an einem zentralen Nahverkehrs-Bahnhof von ihrem 23-jährigen Bruder Ahmad.O mit 20 Messerstichen regelrecht geschlachtet worden

In der Schule, in der Morsal O. gelernt hat, herrscht Entsetzen. Die Schulleiterin war nach den Ferien nicht zur Stellungnahme zu bewegen. „Sie wird jetzt in den Klassen gebraucht“, sagt die Sekretärin am taz-Telefon. Morsal O. geht seit einem Jahr nicht mehr zur Schule. Deren Schüler hatten im Jahr 2006 unter Morsals Mitwirkung einen Preis der Alfred Töpfer Stiftung für friedliches Miteinander erhalten. Der Tod ihrer ehemaligen Mitschülerin hat viele erschreckt.

Die Grüne Migrationspolitikerin Nebahat Güclü wirft der Politik schwere Versäumnisse in der Integrationsarbeit vor. „Man wird Einzelfälle nie ganz verhindern können, aber man muss alles daran setzen, die Wahrscheinlichkeit gering zu halten“, fordert sie. „Und da kann Hamburg noch eine ganze Menge machen“, sagt Güclü.

Eine Studie des Berliner Familienministeriums hat ergeben, dass jede dritte Migrantin von Gewalt bedroht oder betroffen ist. Für sie gibt es seit Mai 2007 mit „Ibera“ und „Lale“ zwei kleine interkulturelle Gewaltberatungsstellen, die jeweils nur mit einer Teilzeitstelle besetzt sind und deshalb überlaufen seien.

Güclü: „Nötig wäre viel mehr Personal“. Zudem seien spezielle Unterkünfte nötig, deren Adresse nicht bekannt ist, um die Frauen zu schützen. Dort arbeiteten Menschen mit interkultureller Kompetenz, die auch mit den Angehörigen reden könnten.

Die Hamburger SPD will jetzt mit einer schriftlichen Anfrage aufklären, „wer wann von was wusste“, so Sprecher Christoph Holstein, um Versäumnisse aufzuklären. In der Hamburger Sozialbehörde gibt es zu Einzelheiten keine Auskunft.Wir durchleuchten den Fall gerade, sagt Sprecherin Jasmin Eisenhut. KAIJA KUTTER /K. V.APPEN

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