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Windpark sucht Anschluss

Bei der Verkabelung der ersten beiden Offshore-Windparks hat Eon schon einmal gegen alle Abmachungen während der Vogelbrut weitergebaut. Und die Strippenzieher lassen kaum einen Zweifel daran, dass sie das wieder tun wollen

STROM VOM MEER

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat in Deutschlands ausschließlicher Wirtschaftszone auf See insgesamt 21 Windparks genehmigt. Sie liegen jenseits der zwölf Seemeilen-Zone in Gebieten, wo sie anderen Meeresnutzungen möglichst wenig ins Gehege kommen: 18 in der Nordsee, drei in der Ostsee. Das jüngste Projekt „Borkum West II“ ist erst vor knapp zwei Wochen genehmigt worden. 45 km nördlich der Insel Borkum und 44 km nordwestlich der Insel Juist darf die Prokon Nord Energiesysteme GmbH aus Leer 80 Windenergieanlagen errichten. Bisher steht noch kein einziger deutscher Offshore-Windpark. Weil die Probleme bei der Technik und der Planung größer waren als erwartet, haben sich Anlagenbauer und Energieversorger zusammengeschlossen, um zunächst das Testfeld Alpha Ventus zu bauen. KNÖ

VON THOMAS SCHUMACHER

Noch dreht sich keine einzige Windturbine vor der deutschen Nordseeküste, doch Eon Netz steht unter Druck: Ab 2009 sollen zwei Windparks den ersten Offshore-Strom aus der Nordsee nach Deutschland liefern. Eon muss den Strom an Land bringen. Nun wird die Zeit knapp: Während der Vogelbrut ist das Wattenmeer tabu, aber der Stromkonzern denkt schon mal laut darüber nach, trotzdem weiterzubuddeln.

Die Insel Norderney ist schon durchstochen und ein Hohlkanal für Kabel betoniert. Mehrere Plattformen auf See sollen wie Mehrfachsteckdosen verschiedene Windparks bündeln und den Strom durch die Nordsee an Land führen. Von Norderney bis nach Hilgenriedersiel an der Küste wurden Kabeltrassen ins Watt gefräst. Für ihren eigenen Testwindpark Alpha Ventus, den sie zusammen mit Vattenfall und der EWE betreibt, hat Eon ein separates Drehstromkabel in die Hagermarsch bei Norden verlegt. Für den zweiten, kommerziellen Park „Bard“, den die Bremer Bard Engineering 120 Kilometer vor der Küste hinter Borkum bauen lässt, musste ein neues Verfahren entwickelt werden. Die Verlegung eines 75 Kilometer langen Gleichstromkabels von Hilgenriedersiel zum Umspannwerk Diele bei Leer hat jetzt begonnen. „Dieses Kabel ist weltweit einzigartig“, schwärmt Eon Netz-Sprecherin Cornelia Junge.

Abseits solcher Superlative tun sich vor Ort jedoch Probleme auf: „Unser Zeitplan liegt hart an der Naht. Es darf nichts passieren“, gibt Eon-Projektleiter Constantijn Steinhausen zu. „Es“ passiert aber doch: Der Gau war bislang ein sechswöchiger Baustopp im Frühjahr. Bei Ausschachtungen für den Kabelkanal auf Norderney wurde kontaminierte Hochofenschlacke gefunden und auf dem zentralen Parkplatz gelagert. Die Stadtverwaltung musste mitten in der Ostersaison Gästen und Insulanern versichern: Keine Gefahr für Leib, Leben und Trinkwasser. Eon konnte nicht wie vorgesehen im Mai die Arbeiten beenden und überzog. Großzügig erlaubte die Nationalparkverwaltung schweres Gerät in der Brut- und Setzzeit der Vögel im Nationalpark. Zu dieser Zeit dürfen nicht einmal Kinder die Wege im Nationalpark zum Pinkeln verlassen.

Umweltverbände wie BUND, Nabu und WWF schwiegen betreten. Sie hatten eine andere Kabeltrasse bevorzugt und der Kabelführung über Insel und Nationalpark nur „mit großen Bedenken“ zugestimmt. Ihre Bedingung: Naturschutzgebiete dürften „nicht weiter beeinträchtigt“ werden. Das Problem ist: Bau und Verkabelung der bislang 20 genehmigten See-Windparks sind in separate Bauabschnitte aufgeteilt, die meist nicht gleichzeitig begonnen werden können. „Wir müssen sicher sein, dass ein Windpark-Betreiber seine angegebenen Bautermine einhält, sonst kommen wir mit unseren Bauarbeiten in Verzug, erklärt Eon-Mann Steinhausen. „Oder wir legen überflüssige Anschlüsse. Das kostet Geld.“

Zweiter Risikofaktor ist die noch nicht ausgereifte Technik. „Wir machen täglich neue Erfahrungen“, sagt der Projektleiter. Folge: „Wir können Zeiteinbußen schwer aufholen“, seufzt Steinhausen. Es sei denn, „wir können auch während der Brut- und Rastzeiten in Naturschutzgebieten arbeiten“.

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