welterbe: Keine Sippenhaft für die Siedlungen
Beim Kampf um eine zusätzliche von der Unesco anerkannte Weltkulturerbestätte muss Berlin durchhalten. Denn die Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus der 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts haben ihren Platz auf der Welterbeliste verdient. Dennoch muss Berlin um den zusätzlichen Titel bangen, den so viele Städte gerne hätten und der so viele zusätzliche Touristen garantiert. Der Grund: Vor der Sitzung der Unesco Anfang Juli in Kanada, bei der über den Berliner Antrag entschieden wird, hat sie Anlass, an der Zuverlässigkeit Deutschlands bei der Pflege seines Weltkulturerbes zu zweifeln.
KOMMENTAR VON SEBASTIAN HEISER
Dabei kann Berlin gar nichts dafür – denn der Grund sind die Dresdner, die sich per Volksbegehren über die Brücke selbst ins Aus manövriert haben und nun gegen den Willen der Unesco an ihrer Waldschlösschenbrücke festhalten. Diese „Kompromisslosigkeit“ würde den Berliner Ambitionen „augenscheinlich sehr schaden“, so der stellvertretende Generalsekretär von Unesco Deutschland, Dieter Offenhäußer.
Auch wenn der Ärger der Unesco verständlich ist: Es darf nicht sein, dass die Berliner Siedlungen mit für die Fehler in Dresden in Sippenhaft geraten. Wenn die Unesco also mit den Dresdnern unzufrieden ist, sollte sie ruhig den Dresdnern ihren Titel entziehen – aber nicht ganz Deutschland bestrafen.
Berlin ist unverschuldet in diese Lage geraten – und muss jetzt standhaft bleiben. Wenn es dieses Mal nicht mit dem Titel klappen sollte, muss Berlin es später wieder probieren – die Siedlungen hätten es verdient.
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