Abschiebung von neunfacher Mutter: Kein Einzelschicksal
Die Bremerhavenerin, die trotz Schwangerschaft und ihrer desolaten psychischen Verfassung abgeschoben werden soll, ist ein besonders drastischer Fall – aber kein Einzelschicksal. Diejenigen, die sich um diese Menschen in Not kümmern, die häufig ehrenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen von Flüchtlingsinitiativen, könnten täglich die Medien auf „Fälle“ aufmerksam machen – und tun es nicht, weil sie die Regeln verstanden haben.
Kommentar von Eiken Bruhn
Ein Afrikaner, der einfach nur in Deutschland leben will und das nicht darf, interessiert niemand. Nicht die Öffentlichkeit, nicht die Ausländerbehörden, die selten aus böser Absicht, sondern meistens in unserem Auftrag handeln. Deshalb erfinden Flüchtlinge manchmal ihre Lebensgeschichten neu – in der Hoffnung, ihre Chancen auf einen Aufenthaltsstatus zu vergrößern. Mediale Aufmerksamkeit bekommen erwachsene Flüchtlinge meistens nur dann, wenn sie Kinder haben – am besten sollten diese das Gymnasium besuchen. Dann empören sich auch Menschen, die sonst mit dem Kopf wiegen und sagen: „Wer soll das alles bezahlen?“
Vielleicht sollten die Flüchtlingshelfer eine neue Strategie anwenden und uns mit „Fällen“ überschwemmen. Damit nicht der falsche Eindruck entsteht, es ginge um Einzelschicksale.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen