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kleines glossarWas Obama in seiner Rede sagen wird – und was er meint

Barack Obama hat einen Posten, auf den ihn bislang noch nie ein Mensch gesehen hat: Er ist nämlich Chef des Unterausschusses Europa im US-Senat. Ob er sich tatsächlich mit Europa auskennt, kann aber niemand sagen: Dem Komitee gelang es noch kein einziges Mal, zu tagen. Kein Wunder, dass also heute tout Europe auf Berlin schauen wird. Denn alle wollen hören, was er der Alten Welt zu sagen hat und wie die neuen USA sich das transatlantische Verhältnis vorstellen.

Dazu hat das Obama-Team – das sind insgesamt rund 300 Außenpolitikexperten – eine Agenda der transatlantischen Partnerschaft verfasst. Eines der häufig benutzten Wörter des soften Kandidaten ist dabei das Wörtchen „strong“. Denn Obama will, dass es wieder konstruktiv knistert zwischen Amis und Europäern. Dass im Gleichschritt getanzt und gegenüber rüpeligen Machthabern gemeinsam mit den westlichen Fäusten auf den Tisch gehauen wird.

Kurz, er wird von der „strong partnership“ (starken Partnerschaft) sprechen, die uns verbinden sollte und die er wiederherstellen will. Und von dem „strong, united Europe“, das er gern an seiner Seite haben möchte. Denn an einem lässt er auch wenig Zweifel: „Renewing the American leadership“ – die Führungrolle der USA will er wiederherstellen.

Zu einer besseren Welt gehört für ihn auch die „strong Nato“: Obama ist überzeugt davon, dass das marode Verteidigungsbündnis ein geeignetes Instrument sein kann, um Europa friedlich und sicher zu machen sowie um gemeinsam in der Welt die Muskeln spielen zu lassen. Erwähnen wird er auch das A-Wort: „Afghanistan!“ Der Kandidat wird freundlich deutlich machen, dass wir nun gefälligst mitmachen müssen am Hindukusch. Ob er da Verständnis für deutsche Befindlichkeiten haben wird, dazu wird er sich höchst diplomatisch äußern.

Die guten news: CCC – combating climate change. Kampf dem Klimawandel, ganz amerikanisch formuliert. Obama will, dass die USA künftig eine ernst zu nehmende Rolle bei der Reduktion von CO2 spielen – gemeinsam mit Europa, dem er damit wieder Lust auf eine Kooperation mit den USA machen will.

Die soll, geht es nach Mister O., auch eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus umfassen. Mehr Austausch von Geheimdienstdaten und mehr juristische Zusammenarbeit, er nennt es: „strong counterterrorism policies“ – als hätten wir davon noch nicht genug.

ADRIENNE WOLTERSDORF

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