Kriminal-Statistik: Zahlenspiele
Mit dem Drogenhandel verhält es sich wie mit dem Schwarzfahren: Es gibt keine Opfer, die einen Schaden anzeigen könnten. Folglich werden diese Taten nur registriert, wenn die Polizei jemanden auf frischer Tat ertappt. Kann die Polizei weniger dieser „Kontrolldelikte“ nachweisen, hat sie also offenbar auch weniger Täter kontrolliert. Dass der Schwarz-Schill-Senat gestern 17,2 Prozent weniger Drogendelikte verkündete, spricht deshalb keineswegs für einen Rückgang dieser Straftaten in der Stadt. Es offenbart vielmehr eine schlechte Aufklärungsquote seiner Polizei.
Kommentar vonELKE SPANNER
Da Schill das Ergebnis aber ins Gegenteil verkehrte, bedurfte es abenteuerlicher Erklärungen, um seine Schlussfolgerung belegen zu können. Wie zum Beispiel der, dass jetzt keine Dealer mehr aus Westafrika kämen, weil sich bis über den Ozean herumgesprochen habe, dass in Hamburg der Innensenator jetzt den Namen Ronald Schill trägt. Und wenn seine Behauptung zuträfe, dass es kaum noch Dealer gibt in der Stadt, müsste ein Großteil der vermuteten rund 10.000 Süchtigen inzwischen clean sein, weil es schlicht keinen Stoff mehr gibt. Wenn das aber so wäre, hätte Schills Senatskollege aus dem Gesundheitsressort das zweifellos schon längst öffentlich als seinen Erfolg gefeiert. Hat er aber nicht.
Was dann wohl doch dafür spricht, dass die Junkies in kleine Seitenstraßen verscheucht und damit an den repräsentativen Flächen dieser Stadt unsichtbar geworden sind. Hamburg, die Hauptstadt des Verdrängens.
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