unis unter sparzwang: Die wunderbare Welt des Sarrazin
Die Dramaturgie der rot-roten Sparpolitik ist wie folgt: Zunächst poltert der Finanzsenator los. Die Wissenschaft muss weitere 200 Millionen Euro einsparen. Klaus Wowereit begleitet diesen Verstoß meist bestätigend, manchmal auch vorsichtig. Denjenigen, die sparen sollen, bleibt es allein überlassen, herauszufinden, wo Schwerpunkte zu setzen sind, wenn sie keinen Kahlschlag verantworten wollen. So wird zwar gebetsmühlenartig von allen Landespolitikern wiederholt, Berlins einzige Stärke seien Kultur und Wissenschaft. Dennoch lanciert der oberste Zahlenhüter in regelmäßigen Abständen Sparvorgaben für ebenjene Leuchttürme. Das ist sein Job. Wo aber, um Himmels willen, sind die Konzepte der übrigen zuständigen Verwaltungen? Wo ist die Linie, die vorgibt, welchen Stellenwert im Armenhaus Berlin diese noch haben können und müssen.
Kommentar von ADRIENNE WOLTERSDORF
Niemand bestreitet, dass in der Etatsituation, in der die Hauptstadt nun einmal ist, weiterhin jede Ausgabenliste, jeder Bereich und jedes Projekt auf den Prüfstand muss. Aber ausgerechnet bei der kostbaren Ressource Wissenschaft und Forschung kann die Prüfung nicht nur unter der Kategorie „Ausgaben“ gesehen werden. Es sind Investitionen im besten Sinne. Es ist die Zukunft Berlins. Doch so eng wie der Sarrazin’sche Spar-Zeitplan zu sein scheint, bleibt nun nicht mehr viel Raum, um mit Expertenkommissionen zu beratschlagen, wo am sinnvollsten gespart werden kann. Das hat der rot-rote Senat vergeigt. Nun muss eilig verhandelt werden. Die Hochschulverträge stehen 2005 schon zur Disposition. So schnell reformiert man die Zukunft nicht.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen