: Auch SPD-Frauen für Reim als RBB-Intendantin
Ihre Haltung kollidiert mit angeblichem Votum der Spitzensozis Wowereit und Platzeck für den WDR-Mann Deppendorf
Nach der PDS haben sich nun auch Berlins SPD-Frauen offen dafür ausgesprochen, die NDR-Direktorin Dagmar Reim zur Intendantin des neuen Senders Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) zu wählen. „Wir wünschen uns, dass die Intendanz mit einer Frau besetzt wird“, sagte die Landeschefin der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF), Mechthild Rawert, der taz. Reim sei eine ausgezeichnete Kandidatin. Bei der Frauen-Union der CDU steht das Thema laut Chefin Edeltraud Töpfer nächste Woche im Vorstand an. Die Intendantenwahl ist im Rundfunkrat für den 24. März angesetzt, der aus SFB und ORB fusionierte Sender selbst soll am 1. Juni auf Sendung gehen. Reim ist einer von vier Namen in der Endauswahl. Bärbel Grygier, parteilose Vizechefin des 30-köpfigen Aufsichtsgremiums, hatte sich am Dienstag namens der Berliner und der Brandenburger PDS für sie stark gemacht. Bei keinem der derzeit elf öffentlich-rechtlichen Rundfunksender stand je eine Frau an der Spitze.
Rawerts vom Parlament entsandte Parteifreunde im Rundfunkrat – inklusive der Abgeordneten Hella Dunger-Löper als einzige Frau – hatten sich auf taz-Anfrage nicht positionieren mögen. Das Votum der Sozi-Frauen für Reim kollidiert mit angeblichen Bestrebungen von Spitzengenossen, den WDR-Journalisten Ulrich Deppendorf als Intendanten durchzusetzen.
Der grünen Medienexpertin Alice Ströver zufolge gab es im Roten Rathaus ein Treffen Deppendorfs mit dem Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit und Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD). Senatssprecher Michael Donnermeyer bestreitet das. „Die Sache ist gegessen“, beharrte Ströver gestern. Bestätigt sieht sie sich durch eine Äußerung von Deppendorfs Chef, WDR-Intendant Fritz Pleitgen. „Reisende soll man nicht aufhalten“, sagte der am Mittwoch.
Dem Vernehmen nach kommt Vorgekungel im Rundfunkrat nicht gut an und könnte sich gegen Deppendorf auswirken. Auch SPD-Frauen-Chefin Rawert will das Rennen noch lange nicht verloren geben und sich für Reim stark machen: „Ich kann gut reden und telefonieren.“
STEFAN ALBERTI
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