: Streik in norddeutschen Häfen
EU will mehr Wettbewerb in Häfen. Ver.di: Geht zu Lasten von Arbeitern und Sicherheit
BREMERHAVEN/LÜBECK ap/dpa ■ Aus Protest gegen mögliche Verschärfungen ihrer Arbeitsbedingungen durch neue EU-Richtlinien haben gestern mehrere 1.000 Hafenarbeiter im Nordwesten Deutschlands die Arbeit niedergelegt. In den Häfen Hamburg, Bremerhaven, Bremen, Lübeck, Emden, Brake und Nordenham ruhte die Arbeit für mehrere Stunden. Hafenarbeiter aus ostdeutschen Häfen reisten nach Hamburg und Bremerhaven, um die Proteste zu unterstützen.
Die Europäische Transportarbeiter-Föderation hatte europaweit zu Streiks gegen die neue EU-Hafenrichtlinie („Port Package“) aufgerufen, mit der mehr Wettbewerb in den Häfen erreicht werden soll. Der Entwurf wurde gestern in 2. Lesung im EU-Parlament in Straßburg beraten und soll morgen zur Abstimmung kommen. Schiffsbesatzungen sollen demnach Ladungen selbst löschen können. Die Lotsenpflicht solle entfallen, so Ver.di-Bundesfachbereichsleiter Verkehr, Manfred Rosenberg.
Jan Kahmann vom Ver.di-Bundesvorstand kritisierte die Pläne als Gefahr für Beschäftigung und Sicherheit in den Häfen. Port Package ermögliche den Reedereien, Hafenarbeit mit eigenen Schiffscrews zu erledigen. Das werde dazu führen, „dass die Sicherheitsstandards sinken“, so Kahmann. „Einen Trend zur Billigarbeit können und wollen wir uns nicht leisten.“ Mit dem EU-Vorschlag sollen alle zehn Jahre Hafendienstleistungen neu ausgeschrieben werden. Die Gewinner wären nicht verpflichtet, Beschäftigte zu übernehmen, weshalb die Gewerkschaften einen „Sozialabbau im Zehnjahrestakt“ befürchten.
In Bremerhaven und Lübeck beteiligten sich nach Ver.di-Angaben jeweils rund 1.000 Beschäftigte von Umschlagunternehmen an den Aktionen, in Brake und Nordenham jeweils rund 200. In Emden legten rund 250 Beschäftigte die Arbeit vorübergehend nieder.
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