cdu und „asylanten“: Ins eigene Knie geschossen
Manchen Menschen, zumal konvervativ gesinnten, kann man es offenbar nie recht machen: Eigentlich müsste die Nachricht, dass die Kölner Ausländerbehörde ihren Laden dichtmachen kann, bei der CDU geradezu stürmische Begeisterungsrufe auslösen, ist die geplante Schließung doch unmittelbare Folge stetig sinkender Asylbewerberzahlen.
Kommentar von Susanne Gannott
Damit hat die CDU eigentlich weitgehend erreicht, was sie seit Jahren landauf, landab an allen Stammtischen immer ungenierter predigt: Das „deutsche Boot“ ist voll, wir werden von „Asylanten“ überschwemmt, die sowieso nur unsere tollen Sozialleistungen schmarotzen wollen – und darum müssen wir unsere Grenzen schließen. Das ist jetzt fast geschafft: Nur rund 50.000 Menschen haben im letzten Jahr in Deutschland einen Asylantrag gestellt, bei der Kölner Ausländerbehörde meldeten sich gerade mal 5.300 Menschen – die dann auf das gesamte Bundesgebiet verteilt wurden.
Aber ach! Statt sich zu freuen, droht neues Ungemach für die Kölner Christdemokraten. Denn wer weniger „Asylanten“ hat, braucht weniger Behörde und wer weniger Behörden hat, bekommt mehr „Asylanten“. So wird das arme Köln womöglich gar nicht so sehr profitieren von der deutschen Abschottungs- und Abschreckungspolitik, wie man sich das vielleicht erhofft hatte. Im Gegenteil: Noch mehr „Asylanten“, befürchtet die CDU, kommen bald in unsere schöne Stadt. Und hebt allein mit dieser Wortwahl darauf ab, wie nach ihrer Vorstellung Asylbewerber zuerst und vor allem aufzufassen sind: als zusätzliche und „nicht hinnehmbare“ Belastung. Mal ganz davon abgesehen, dass diese Sichtweise einen ideologisch einwandfreien Nährboden für Rassisten und Ausländerhasser aller Art abgibt. Inwiefern sind Asylbewerber eine Belastung für die Stadt? Für ihre Unterkunft und Verpflegung zahlt das Land und arbeiten dürfen sie nur sehr eingeschränkt, nehmen den Kölnern also auch kaum Arbeitsplätze weg. Und pflegt nicht auch die CDU gerne das Bild von der ach so „toleranten“ und „weltoffenen Metropole“ Köln, die Menschen aus aller Herren Länder anzieht?
Ja, aber bitte nur solche, die Geld in den Taschen haben. Hilfebedürftige Habenichtse können Christen mit CDU-Parteibuch nicht gebrauchen.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen