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Fan-Einkesselung für Politiker in Ordnung

Die Bremer Innendeputation ist sich weitgehend einig: Der Polizeieinsatz gegen die Frankfurter Fans am vergangenen Wochenende war okay – denn diese hätten Randale gewollt und schließlich habe man die Richtigen erwischt

Bremer Innenpolitiker haben sich am Donnerstag hinter den Polizeieinsatz beim Fußballspiel Bremen – Frankfurt vom letzten Wochenende gestellt. Bei der Sitzung der Innendeputation nannte Innensenator Ulrich Mäurer (SPD) den Einsatz „sachgerecht, notwendig und rechtlich in Ordnung“. Die Deputierten teilten diese Einschätzung im Wesentlichen. Die Polizei hatte am frühen Samstagmorgen 234 Frankfurt-Fans im Bremer Steintorviertel festgesetzt und 204 von ihnen sieben Stunden in Gewahrsam genommen, weil sie Ausschreitungen befürchtete.

Nach Ansicht des Einsatzleiters Heinz-Jürgen Pusch waren rund 300 Frankfurter Fans mit der festen Absicht angereist, Auseinandersetzungen mit Bremer Ultras zu provozieren. Die ungewöhnlich frühe Anreise – die sechs Fanbusse hatten Frankfurt um zwei Uhr morgens verlassen – der „aggressive Aufmarsch“ der Ultras im Steintorviertel und ihre Weigerung mit der Polizei zu kooperieren, habe diese Auffassung bestätigt. „Szenekundige Beamte“ aus Frankfurt hätten den Bremer Kollegen bestätigt „die Richtigen erwischt“ zu haben. Frauen und Minderjährige seien nicht in Gewahrsam genommen worden, zudem sei ein Richter vor Ort gewesen.

Etwa 60 der Festgesetzten seien in der „Gewalttäter Sport“-Datei vermerkt gewesen. Hierfür sei jedoch schon eine bloße Personenkontrolle und eine „Prognose“ ausreichend. Im gesamtem Stadtgebiet kam es an jenem Tag trotzdem nur zu vier Strafanzeigen gegen Fußballfans. Polizeipräsident Eckhard Mordhorst wertete dies als Indiz für die „gelungene Präventionsstrategie“.

Ein Polizeiführer kündigte an, dass die festgesetzten Frankfurter „wohl nicht“ in die Polizeidatei „Gewalttäter Sport“ eingespeist würden – sofern sie nicht ohnehin dort erfasst seien. Auch Stadionverbote sollen nicht gegen die Ultras verhängt werden.

Die Polizei räumte ein, dass rund 10 Prozent mehr Personen als zugelassen in den Gewahrsamszellen untergebracht worden seien. Probleme mit der Trinkwasserversorgung und den Toilettengängen seien auf personelle Überlastung der Einsatzkräfte zurückzuführen, ebenso der Umstand, dass die Fans erst ab 16.30 Uhr einem Richter hätten vorgeführt werden können. Wegen des nahen Endes des Spiels hatte der Richter zu diesem Zeitpunkt eine Vorführung nicht mehr für nötig gehalten.

Vertreter von CDU, SPD und FDP mochten an dem Einsatz angesichts des „offensichtlichen Aggressionspotenzials nichts aussetzen“. Nur vereinzelt äußerten Deputierte wie der Linke Rolf Gössner Zweifel an der Verhältnismäßigkeit. CHRISTIAN JAKOB

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