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Umbau Altona

Der Umbau des Frappant-Gebäudes in der Großen Bergstraße bleibt in der Schwebe. Beim Forum-Altona nebenan ist man weiter. Dort wird die Kunstszene bald durch Aldi und Edeka ersetzt

VON MAXIMILIAN PROBST

Es gehört zu den meistgehassten Gebäuden der Stadt: das ehemalige Einkaufszentrum Frappant in der Großen Bergstraße. Nun liegen zwei neue Umbaupläne vor, die am Donnerstag aus dem vom Investor K-Werkstatt ausgeschriebenen Architekturwettbewerb hervorgegangen sind.

Der Entwurf des Hamburger Büros DFZ, sagt Projektleiter Frank Einert, habe mit der Fassadengestaltung überzeugt. So soll die alte gestufte 70er-Jahre Fassade einen vertikal gegliederten fächerförmigen Vorbau erhalten. Am Entwurf vom Büro Markovic Ronai Voss lobte die Jury die städtebauliche Einbindung des Gebäudes. Durch eine geschwungene Fassade werde der Goetheplatz räumlich neu gefasst. Und die zur Südseite aufgesetzten Stadthäuser würden eine Verbindung schafften zur benachbarten Wohnbebauung.

„Man kann was mit den Entwürfen anfangen“, sagt Thomas Adrian von der oppositionellen SPD. „Auch wenn wohl keiner darüber in Jubelstürme ausbrechen wird.“

Zumal die Umbaupläne für den Betonklotz ohnehin auf tönernen Füßen stehen. Schon zum zweiten Mal hat der Investor K-Werkstatt am 30. November die Kauffrist nicht einhalten können. Nach einer letzten Fristverlängerung muss der Immobilienentwickler nun bis zum 12. Dezember mit Vorverträgen nachweisen, dass für 60 Prozent der Gewerbeflächen Mieter gefunden wurden. So sieht es der städtebauliche Vertrag mit dem Bezirk vor, der verhindern soll, dass eine neue Investitionsruine die Revitalisierung der Altona-Altstadt blockiert.

Wenn die Mietnachweise bis dahin erbracht sind, muss K-Werkstatt drei Tage später den vereinbarten Kaufpreis von 11,5 Millionen Euro begleichen. Andernfalls ist die seit knapp einem Jahr laufende Planung Makulatur und der bisherige Eigentümer Immotrading, muss sich mit dem Bezirk nach einem neuen Investor umsehen.

Projektleiter Frank Einard von K-Werkstatt sieht keinen Grund zur Unruhe. „Wir mussten doch erst den Wettbewerb abwarten“, sagt er. Jetzt erst habe man Klarheit über die zu vermietenden Flächen. „Wir sind auf einem guten Weg“, resümiert er die Aussicht, bis zum nächsten Freitag genügend Mieter präsentieren zu können.

Gianna Schade ist da skeptischer. Die Künstlerin hat ihr Atelier in dem angrenzenden Forum-Altona, dem ehemaligen Kaufhof-Gebäude. „Ein neues Einkaufszentrum passt hier doch gar nicht rein“, sagt sie. Schließlich gebe es schon mehr als genug Gewerbeflächen rund um den Bahnhof. So wundert es sie auch nicht, dass sich Investoren aus Hamburg bisher zurückhalten würden. Bislang gehört das Grundstück mit Immotrading einer Münchener Firma. K-Werkstatt ist ein Schweizer Investor. Und das Forum-Altona hat im Sommer ein Ehepaar aus Wuppertal gekauft.

Die neuen Eigentümer haben angekündigt, 50 Millionen Euro in den Umbau des Gebäudekomplexes hineinzustecken. Auch fürs Forum-Altona soll es eine neue Fassade geben, die alten Wohnungen sollen saniert, einige neue gebaut werden. Im Erdgeschoss, dort, wo jetzt rund 50 freischaffende Künstler arbeiten, sollen Aldi und Edeka einziehen, die Künstler in den ersten Stock verlegt werden.

Die haben aber schon angekündigt, nicht mitzumachen. „7,50 Euro pro Quadratmeter soll die Miete betragen, für dunkle Räume mit niedrigen Decken. Für Maler völlig ungeeignet“, sagt Schade. Da bleibe nichts anderes übrig, als mal wieder weiterzuziehen.

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