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Heimlicher Prozess

Ein Rechtsextremer ist in Magdeburg wegen Totschlag angeklagt. Die Presse darf im Gericht nicht dabei sein

MAGDEBURG taz ■ Unter starken Sicherheitsvorkehrungen begann am Donnerstag vor dem Landgericht Magdeburg das Verfahren gegen Bastian O. Die Staatsanwaltschaft wirft dem einschlägig bekannten Rechtsextremen vor, den Kunststudenten Rick L. totgeschlagen zu haben.

Der Prozess findet auf Veranlassung des Richters unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Er begründete dies damit, dass der Angeklagte zur Tatzeit erst 20 Jahre alt war und deshalb nach dem Jugendstrafrecht behandelt werden könnte. Staatsanwältin und Nebenkläger widersprachen dem ohne Erfolg. Dabei hatte gerade in der Öffentlichkeit die Frage für Aufregung gesorgt, inwieweit Polizei und Staatsanwaltschaft einen möglichen politischen Tathintergrund ausblenden würden.

Bastian O. soll in der Nacht vom 12. zum 13. August um 4.30 Uhr in der Nähe der Magdeburger Diskothek „Funpark“ Rick L. so schwer durch Schläge und Tritte verletzt haben, dass sein Opfer an seinem eigenen Blut erstickte. Ein Spaziergänger fand am Samstagmorgen die Leiche und informierte die Polizei (taz berichtete).

Vor dem Prozess betonte Thomas Weber vom „Bündnis gegen rechts“: „Wir erhoffen uns von der juristischen Aufarbeitung eine Beantwortung der Frage, weshalb Rick sterben musste und ob eine rechtsextreme Tatmotivation vorlag.“ Weber glaubt, dass dafür ein öffentlich nachvollziehbarer Gerichtsprozess notwendig gewesen wäre, und kritisiert den Ausschluss der Presse.

Bereits im Mai 2006 wurde Bastian O. wegen gefährlicher Körperverletzung, Volksverhetzung und räuberischer Erpressung zu einer Haftstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt. Erst im Februar 2008 war er aus der Haft entlassen worden. Der Polizei ist Bastian O. seit 2003 als „rechter Gewalttäter“ bekannt. ANDREAS SPEIT

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