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Mädchenhaus droht Schließung

KÖLN taz ■ Das Kölner Mädchenzufluchts-Wohnhaus des Arbeitskreises für ausländische Kinder e.V. ist wegen zu geringer Auslastung von der Schließung bedroht. Gründe für die geringe Resonanz sind nach Angaben des Geschäftsführers Hans-Peter Juretzki mangelnde Information der Mädchen, aber auch Unzulänglichkeiten bei den Jugendämtern. Bis Ende Juni wird der Trägerverein entscheiden, ob er das Haus halten kann.

Beim Pressetermin am Donnerstag erklärte Juretzki, muslimische Mädchen müssten häufig lange warten, bis das Jugendamt sich entschließe, ihnen mit einer Wohnunterbringung im Kölner Zufluchtshaus zu helfen. Meist gingen die Mädchen aus diesem Grund zu früh wieder nach Hause zurück.

Oft sei auch die Unwissenheit im Jugendamt Hintergrund für das Scheitern der Jugendhilfe. Viele Sozialarbeiter würden die Zwangslagen der Mädchen als kulturelle Eigenart abtun. Auch sei ihnen nicht bewusst, dass ein Mädchen aus muslimischer Familie die Familienehre zu verkörpern hat und viel mehr bedroht ist als ein nicht-muslimisches Mädchen. Der dritte Grund für die Unterbelegung des Schutzhauses sei die Unwissenheit der Mädchen um ihre Rechte und die Hilfsangebote.

Seit Gründung des Kölner Wohnheimes 1992 wurden 90 Mädchen aus ganz Deutschland im Alter von 15 bis 20 Jahren vor ihren Gewalt-Familien versteckt und auf ein Leben auf eigenen Füßen vorbereitet. Solche Mädchen, die noch nie außerhalb ihres Elternhauses gewohnt haben, bräuchten, so Juretzki, Intensiv-Betreuung und könnten nicht in Frauenhäuser abgeschoben werden. Dort müssen die Jugendämter nichts bezahlen, weil das Sozialamt zuständig ist.

CORNELIA GÜRTLER

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