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Eisenman kommt nach Berlin

Der Architekt des Holocaust-Mahnmals bekommt eine Honorarprofessur am Zentrum für Antisemitismusforschung an der TU Berlin. Lea Rosh greift Leiter des Zentrums, Wolfgang Benz, an

VON UWE RADA

Gerade erst wurde er noch gescholten, nun wird er wissenschaftlich geadelt. Wie die taz gestern erfuhr, bekommt der Architekt Peter Eisenman eine Honorarprofessur an der Technischen Universität Berlin. Nicht am Fachbereich Architektur, wie man vielleicht vermuten könnte, sondern am renommierten Zentrum für Antisemitismusforschung. Dies bestätigte gestern gegenüber der taz der Leiter der bundesweit einmaligen Institution, Wolfgang Benz.

Eisenman zeigte sich gestern hocherfreut über die Berufung. „Ich will nicht von Genugtuung reden, aber es hat gut getan“, sagte er der taz. Damit spielte Eisenman auf die zahlreichen Konflikte an, in denen er in der Stiftung „Mahnmal für die ermordeten Juden Europas“ involviert war. Zuletzt hatte der ehemalige Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlins, Alexander Brenner, eine Sitzung des Kuratoriums der Stiftung verlassen, weil Eisenman einen angeblich antisemitischen Witz erzählt habe. Eisenman hatte sich daraufhin bei Brenner entschuldigt.

Mit der Entscheidung für Eisenman lehnt sich das Zentrum für Antisemitismusforschung weit aus dem Fenster. Chancen für eine Berufung hatte sich nämlich auch die Vizevorsitzende der Mahnmalsstiftung, Lea Rosh, ausgerechnet. In ihrer Bewerbung hatte sie sogar angekündigt, die Diskussionen um das Holocaust-Mahnmal der vergangenen Monate explizit zum Schwerpunkt ihrer Arbeiten an der TU machen zu wollen. „Dies betrifft vor allem das sonderbare Verständnis von Humor, wie es Herr Eisenman zum Ausdruck bringt“, hatte Rosh vor Wochenfrist durchblicken lassen.

Die nun bekannt gewordene Berufung Eisenmans wollte sie nicht kommentieren. Rosh kündigte allerdings an, in der Mahnmalsstiftung die Frage zu stellen, ob Benz dort länger bleiben könne. Schließlich habe der bereits nach dem Eklat um den Eisenman-Witz gesagt: „Er hat uns Deutschen US-Humor vorgeführt. Dort geht man viel lockerer mit sich und der Geschichte um, auch mit der jüdischen.“

Wolfgang Benz verteidigte gestern seine Entscheidung. „Eisenman steht für einen offensiven, offenen und undogmatischen Umgang zwischen Juden und Nichtjuden“, sagte er. Eine solche Kultur des Dialogs sei in den letzten Jahren zunehmend verhärteten Fronten gewichen. „Wir hatten die Wahl zwischen einer jüdischen Nichtjüdin und einem nichtjüdischen Juden“, beschrieb Benz die Entscheidungssituation. Man habe sich schließlich für Eisenman entschieden, weil er ein Gegner von Denkverboten jeder Art sei.

Der Vorsitzende des Kuratoriums des Holocaustmahnmals, Wolfgang Thierse, gratulierte gestern Peter Eisenman zur Berufung und gab sich überzeugt, dass Eisenman eine Bereicherung nicht nur für das architektonische, sondern auch das kulturelle Leben der Stadt werde. Eisenman selbst versprach, sein Bestes zu tun. Der Titel seiner Antrittsvorlesung im Oktober steht schon fest: „Die Kultur des jüdischen Witzes und seine Rezeption in Deutschland“.

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