Kommentar: türkischer gründergeist: döner allein macht nicht satt
Dönerbuden und Gemüseläden täuschen: Die Gründung einer deutsch-türkischen Handelskammer ist längst überfällig. Türkische Geschäftsmänner und Geschäftsfrauen sind viel zu selten. Nach Forschungen des Essener Zentrums für Türkeistudien arbeiten nur sechs Prozent der Türkischstämmigen selbstständig, bei den Deutschen sind es über neun Prozent. Natürlich hängt diese Diskrepanz auch mit der niedrigeren Schulbildung von TürkInnen und mit der schwachen Position von Türkinnen zusammen, die ihren Anteil an Geschäftsgründungen noch weniger einlösen können als ihre deutschen Kolleginnen.
Zum großen Teil aber sorgen Vorbehalte und Vorurteile in Instituten und Ämtern dafür, dass die türkische Geschäftswelt nicht florieren kann: TürkInnen haben es schwer, Kredite bei der Bank zu bekommen, sie haben es schwer, geeignete Räume anzumieten und mit den ansässigen Handelsleuten zu kooperieren. Dies zeigen Studien des Essener Instituts immer wieder.
Dabei müsste den Städten gerade nach der jüngsten Bevölkerungsprognose klar sein, dass sie wirtschaftlich auf alle BürgerInnen angewiesen sein werden. Aber erst in den Stadtteilen, in denen die türkische Community mittlerweile die Mehrheit bildet wie in Duisburg Marxloh, werden die türkischen UnternehmerInnen gefördert, zum Beispiel mit türkischsprachigen Infoabenden. Hier musste erst die deutsche Bevölkerung aussterben, um das türkische Potenzial zu erkennen – vielleicht schafft es die neue Handelskammer etwas früher. ANNIKA JOERES
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