: Antisemitische Parolen bei Fußballspiel
Der Fußballverein Tennis Borussia wirft Union-Fans antisemitische Gesänge während eines Turniers vor. Der Sprecher von Union will lediglich Schimpftiraden auf Polizisten gehört haben und spricht von einer „klassischen Verwechslung“
Bei einem Fußball-Hallenturnier der Berliner Regional- und Oberliga vergangenen Sonntag sollen Anhänger des 1. FC Union Berlin wiederholt antisemitische, rassistische und schwulenfeindliche Gesänge und Parolen angestimmt haben. Ziel der verbalen Attacken sei der Fanblock von Tennis Borussia Berlin (TeBe) gewesen, sagte Kevin Kühnert von der TeBe-Fanabteilung am Dienstag. Tennis Borussia, 1902 in Charlottenburg gegründet, gilt als Verein mit jüdischen Wurzeln.
Nach Angaben von Kühnert haben die Vertreter des Berliner Fußball-Verbandes und die anwesenden Sicherheitskräfte selbst nach Aufforderungen von Vereinsvertretern anderer Mannschaften auf die Entgleisung der Union-Fans nicht reagiert. Dazu hätten Gesänge wie „Alle Juden sind Schweine“ und „Asylanten“ gehört. Nur der Hallensprecher habe die Anwesenden aufgefordert, sämtliche rassistischen Gesänge zu unterlassen, sagte Kühnert. Im Anschluss an die Partie zwischen Union und Tennis Borussia, die mit 0:2 ausging, hätten die Union-Anhänger zudem versucht, den Block der TeBe-Fans zu stürmen, was die Polizei aber verhinderte.
Von Union Berlin wurden die Vorwürfe am Dienstag zurückgewiesen. „Mit Rassismus oder Antisemitismus haben wir bei Union keinerlei Probleme“, sagte Vereinssprecher Christian Arbeit. Hinter der Aufforderung des Hallensprechers, rassistische Gesänge zu unterlassen, stecke eine „klassische Verwechslung“. Die Ultra-Szene des Vereins hege eine „massive Abneigung gegen die Anwesenheit von Polizisten bei Spielen“ und habe deswegen „Alle Bullen sind Schweine“ gesungen, was offenbar vom Hallensprecher falsch verstanden worden sei, so Arbeit weiter. „Dieser Text ist zwar auch nicht in Ordnung, aber er ist weder rassistisch noch antisemitisch“, betonte der Vereinssprecher.
Die TeBe-Fans bleiben dagegen bei ihrer Darstellung und fordern eine Ahndung der Vorfälle durch die Fußball-Verbände. „Es gibt dafür ausreichend Zeugen, auch von anderen teilnehmenden Vereinen, die uns eigentlich nicht unbedingt gewogen sind“, sagte Kühnert. Die Fan-Abteilung von Tennis Borussia fordere deshalb den Berliner Fußball-Verband und den Deutschen Fußball-Bund auf, „endlich entschieden gegen solche Äußerungen vorzugehen und entsprechende Gesänge als das zu behandeln, was sie sind, nämlich Straftaten“, so Kühnert. Die Rücksichtnahme auf Vereine mit großer Anhängerschaft müsse ein Ende haben, wenn es die Funktionäre mit ihren Toleranz-Appellen ernst meinen.
In den Fußball-Regional- und Oberligen in Ostdeutschland kommt es immer wieder zu antisemitischen und rassistischen Vorfällen. Bevorzugte Ziele der verbalen Attacken sind unter anderem Spieler und Fans des jüdischen Sportverein TuS Makkabi Berlin und des türkischen Vereins Türkiyemspor aus Kreuzberg.
Berüchtigt sind vor allem die Fans des BFC Dynamo. In den vergangenen Jahren war es vor allem bei Derbys mit anderen Ostvereinen oder Partien mit Westberliner Beteiligung zu rassistisch motivierten Ausschreitungen bekommen. Zuletzt hatte der Club allerdings Fortschritte bei der Fan-Betreuung gemacht, die auch von Verbandsseite anerkannt wurden. EPD, TAZ
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