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Eingerichtet im Schützengraben

Der Philosoph Ted Honderich anwortet auf Micha Brumliks Antisemitismus-Vorwurf – und fordert dessen Entlassung

Die Reaktion kam prompt. Ebenfalls in Form eines offenen Briefs hat der kanadische Philosoph Ted Honderich den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen. Micha Brumlik, Professor in Frankfurt, hatte Honderich dies nach der Lektüre von dessen Traktat „Nach dem Terror“ bescheinigt, und der Suhrkamp Verlag, in dem die deutsche Ausgabe erschienen war, hatte daraufhin eilig die Rechte an den Autor zurückgegeben.

Honderichs offener Brief ist an die Frankfurter Universität gerichtet. Darin heißt es: „Micha Brumlik erklärt mich zum Antisemiten. Er tut dies, weil ich in meinem Buch ‚Nach dem Terror‘ das moralische Recht der Palästinenser zum Widerstand gegen den Staat Israel verteidige – gegen einen Staat Israel, der sein moralisches Recht verteidigt, Palästinenser zu töten. Die Beschuldigung, ein Antisemit zu sein, empört mich und übersteigt mein Fassungsvermögen. Niemand kann mein Buch lesen und solche Dinge behaupten, sofern er nicht bereits dem ‚Neuen Zionismus‘ angehört. Sicherlich wird Brumliks Anklage nun psychoanalytische Untersuchungen der Fragen nach sich ziehen, warum ich mit einer jüdischen Frau verheiratet war, warum ich mich wegen des Holocaust weigerte, in Deutschland Vorträge zu halten, usw.“ Weiter heißt es in dem Text: „Die Unverfrorenheit und Dummheit der Anschuldigung des Antisemitismus lässt für mich nur einen Schluss zu: nämlich den, dass es falsch ist, auch nur einen einzigen Satz in Brumliks Brief ernst zu nehmen. Darüber hinaus halte ich es für widerwärtig, mich mit Personen in Beziehung zu setzen, deren politische Ansichten ich nicht teile. Weiter ist es unwürdig, wenn versucht wird, Druck auf ein Verlagshaus von exzellentem internationalem Ruf auszuüben. Solch katastrophale Vergehen an Wahrheit und Anstand sind mit akademischen Grundsätzen unvereinbar. Die einzig mögliche Konsequenz ist meines Erachtens, Micha Brumlik umgehend von den akademischen Positionen, die er bekleidet, zu entbinden.“ Honderich scheint also fest entschlossen, sich im Schützengraben einzurichten und seine Reputation als seriöser Wissenschaftler endgültig zu verspielen. Die Forderung, dass die Frankfurter Uni Brumlik vor die Tür setzen soll, geht jedenfalls auch als Polemik nicht mehr durch.

Für den Suhrkamp Verlag, der nicht gewusst zu haben schien, was für ein Buch er da eigentlich veröffentlicht hatte, dürfte der Brief ein kleiner Trost sein. Suhrkamp hatte sich Mittwoch von Honderich distanziert – angesichts dieses Briefs eine mehr als richtige Entscheidung.

Dieser Brief, mit dem sich Honderich ins Aus manövriert hat, dürfte das vorläufige Ende der Affäre sein. Was aber noch aussteht, ist wohl eine grundsätzlichere Debatte – etwa um die Frage, wo die Grenze zwischen Antizionismus und Antisemitismus verläuft.

STEFAN REINECKE

Zitiert nach: www.ucl.ac.uk/~uctytho/BrumlikReplybyTHGerman.html

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