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Firmen hofieren Tempelhof

Die Unternehmen am Flughafen Tempelhof wollen nicht an den Stadtrand nach Schönefeld umziehen. Sie kündigen juristische Schritte gegen die Stilllegung des innerstädtischen Airports an

von RICHARD ROTHER

Die Fans und Geschäftsleute des Flughafens Tempelhof machen jetzt für die Erhaltung des innerstädtischen Airports mobil. Die betroffenen kleinen Fluggesellschaften hätten angekündigt, notfalls bis zum Europäischen Gerichtshof gegen die geplante Außerbetriebnahme des Airports zum 30. Oktober 2004 zu klagen. „Damit haben die sehr gute Karten“, sagte gestern der Präsident der Interessengemeinschaft City-Airport Tempelhof (icat), Bernhard Liscutin.

Die Berliner Flughafenbetreiber haben bereits einen so genannten Antrag auf Entlassung aus der Betriebspflicht beim Luftverkehrsamt gestellt, der von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) unterstützt wird. Sollte dieser genehmigt werden, wäre der Flughafen Tempelhof zwar nicht stillgelegt, aber vorübergehend geschlossen. Die Verfechter sprechen dennoch von einer „faktischen Schließung“, sollte die Außerbetriebnahme durchkommen. Sie sehen darin ohnehin nur eine Art juristischen Trick, weil ihrer Ansicht nach eine endgültige Schließung Tempelhofs das Planfeststellungsverfahren für den neuen Großflughafen in Schönefeld gefährden könnte. Der Grund: weil der Ausbau Schönefelds auch damit begründet wird, die innerstädtischen Flughäfen Tegel und Tempelhof schließen zu wollen. Mit einer vorgezogenen Schließung könnte so, juristisch gesehen, ein Grund für den Ausbau Schönefelds wegfallen.

Nach einer endgültigen Schließung des Flughafens möchte Stadtentwicklungssenator Strieder das 450 Hektar große Areal in eine riesige Wiese verwandeln. Für das Stadtklima gilt die große unbebaute und unbewaldete Fläche als äußerst positiv, geht von ihr doch eine kühlende Wirkung aus. In den denkmalgeschützten Gebäuden des von den Nazis zwischen 1936 und 1939 errichteten Flughafens plant Strieder einen Luftfahrt-Freizeitpark.

Solche Zukunftsvorstellungen lehnt die Icat ab. Würde Tempelhof geschlossen, gingen rund 1.000 Arbeitsplätze verloren. Den kleinen Fluggesellschaften, die hauptsächlich Regional- und Business-Flüge von Tempelhof abwickeln, sei ein Umzug auf Grund der weiten Wege nach Schönefeld nicht zuzumuten. Der Zeitvorteil für Geschäftsreisende ginge verloren, heißt es etwa bei Bizair. „Dann können wir dichtmachen.“

Architekt Thilo Prokosch bezweifelt zudem, dass die riesigen Immobilien mit einer Nutzfläche von 140.000 Quadratmetern wirtschaftlich genutzt werden können, sollte der Flugverkehr aufgegeben werden. „Ohne Flughafen bleibt das Gelände eine unkontrollierte Stadtbrache.“ Allein die Unterhaltung der denkmalgeschützten Gebäude koste zudem rund 30 Millionen Euro jährlich. Diese Kosten kämen auf die öffentliche Hand zu – entweder auf Berlin oder den Bund.

Die Interessengemeinschaft hält deshalb Tempelhof für einen „idealen Standort“ als Business-Airport – 3 Kilometer, 10 Minuten mit dem Auto und 6 mit der U-Bahn von den Entscheidungszentren der Bundesrepublik entfernt. Tempelhof stelle auch keine Konkurrenz zu Schönefeld dar. Tempelhof sei als Ergänzung profitabel zu betreiben, gibt sich Icat-Chef Liscutin sicher. Im vorigen Jahr flog Tempelhof einen Verlust von 13 Millionen Euro ein. Ursache ist nach Ansicht der Interessengemeinschaft eine „regelrechte Akquisitionspolitik gegen Tempelhof“.

Zumindest so manch einer der betroffenen Anwohner dürfte wenig gegen die Schließung haben – zeigte doch der Absturz einer Sportmaschine vor zwei Jahren in ein Neuköllner Wohngebiet, wie gefährlich innerstädtische Flughäfen sind, von der Lärmbelästigung für zehntausende ganz zu schweigen.

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