: Ende einer „jahrzehntelangen Schlamperei“
Das Standesamt Mitte hat seine „katastrophalen“ Zustände vorerst aufgearbeitet und wird jetzt saniert
Im Standesamt Mitte, meldete gestern SPD-Innensenator Ulrich Mäurer, „läuft wieder alles normal“. Anfang des Jahres waren in der Sterbeabteilung „katastrophale Verhältnisse“ öffentlich geworden, für die Mäurer auch heute noch „überhaupt keine vernünftige Erklärung“ findet.
Mit rund 260 Sterbeurkunden war man im Verzug, im Schnitt dauerte es vier Wochen, bis das Dokument vorlag – entsprechend lange mussten die Angehörigen warten: Ohne Sterbeurkunde ist eine Beerdigung oder Einäscherung unrechtmäßig. Wenn dennoch bestattet wurde, sagt Christian Stubbe, Vorsitzender des Bestatterverbandes Bremen – dann, weil es über Jahre hinweg ein entsprechendes „Agreement“ gegeben habe. Ohne die Zuarbeit der BestatterInnen hätte es im Amt „schon viel eher so chaotische Zustände gegeben“, so Stubbe. Auch bei Anträgen auf Namensänderung und Eheschließungen gab es zuletzt lange Wartezeiten.
In den vergangenen Monaten wurden zeitweise vier PensionärInnen reaktiviert, um die Rückstände abzuarbeiten. Mäurer persönlich verabschiedete sie gestern wieder in den Ruhestand. Für die Zukunft sollen die zwei vorhandenen mit zunächst eineinhalb Stellen verstärkt werden, von denen eine lediglich wiederbesetzt wird. Weitere Stellen sind ausgeschrieben, das neue Personal soll flexibler einsetzbar sein.
Harte Kritik übte Mäurer gestern an seinen SPD- und CDU-Amtsvorgängern: Die Situation im Standesamt Mitte sei im Innenressort „über Jahrzehnte verschlampt“ worden. Die Behörde war, ehe sie vor rund zwei Jahren ins Stadtamt eingegliedert wurde, unmittelbar den jeweiligen Innensenatoren unterstellt. Und die ließen das historische Gebäude an der Hollerallee verfallen. „Über Jahrzehnte hinweg“ sei nichts mehr gemacht worden, so Mäurer. „Ich bin überrascht, dass man Räume so herunterwirtschaften kann.“ Nun wird das Gebäude für 2,5 Millionen Euro total saniert, das Amt muss für zwei Jahre in die Schillerstraße umziehen. Dann wird das Haus auch behindertengerecht: Derzeit werden RollstuhlfahrerInnen draußen bedient. MNZ
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