: Jung wohnen, angstfrei parken
BAUKULTUR Am Tag der Architektur öffneten mehr als zwanzig jüngst fertig gestellte Bremer Gebäude ihre Türen. Das war sogar für Laien spannend
Die „ArchitekturZeit“ geht diese Woche mit diversen Veranstaltungen weiter: Am Dienstag werden um 19 Uhr im Roten Salon im Speicher XI die Gewinner der Architektenwettbewerbe für den Stadtwerder vorgestellt. Zur gleichen Zeit lädt das Designlabor Bremerhaven, An der Geste 25, zur Diskussion über urbane Freiräume.
Für fünf Euro gibt’s am Mittwoch und Samstag um 10 Uhr sowie am Donnerstag um 18 Uhr eine Architekturführung des Bremer Zentrums für Baukultur. Gesamtprogramm: www.architektenkammer-bremen.de
Nicht nur Architekten sind gekommen, um sich das Projekt „Junges Wohnen“ in der ehemaligen Schule in der Elisabethstraße anzusehen. „1952 wurde ich hier eingeschult“ sagt ein Mann im blau-weiß gestreiften Hemd. Anlässlich des Tages der Architektur möchte er einmal sehen, was aus dem Gebäude geworden ist.
Die Schule ist längst keine Schule mehr. Um 1900 gebaut, diente das Backsteingebäude rund 70 Jahre lang als Schule, bevor das Ortsamt einzog. Mittlerweile wohnen 67 Leute hier, in Dreier- bis Sechser-WGs. Die meisten von ihnen sind Azubis oder Studenten. „Das Projekt ‚Junges Wohnen‘ ist eine Mischung aus Wohngemeinschaft und eigener Wohnung“, sagt Diedrich Gerlach, der Architekt.
Da alle Zimmer mit Mini-Küchenzeile und Badezimmer ausgestattet sind, sind sie autark und dennoch in eine WG mit Gemeinschaftsraum und großer Küche integriert. Daraus soll sich ein gesunder Mix aus Privatsphäre und Gemeinschaftsleben ergeben. Gerlach arbeitet schon an seinem nächsten Projekt. 2012 soll eine ähnliche Einrichtung in der Kornstraße fertig sein. „Wenn jeder was zu essen hat und angemessen wohnt, ist schon eine Menge getan für die Stadt. Dann kann man sich über andere Sachen unterhalten.“
Zum Beispiel über Parkhäuser, denn auch die werden zum Tag der Architektur geöffnet. Bevor die Führung durch das Parkhaus Stephanie beginnt, klopfen die Besucher in Architektenmanier die Wände ab. „Beton?“ „Nee, Pappmaché?“ Das Konzept des Gebäudes ist das eigentlich Interessante. Das Parkhaus Stephani wurde 2004 für 7,5 Millionen Euro als „angstfreies Parkhaus“ konzipiert. „Frauen fahren oft ungern in Parkhäuser, weil sie sich nicht sicher sind, ob sie die Stellplätze treffen“, sagt Elvire Dietrich, die Architektin. Darum sind die 15 Ebenen freie Flächen ohne Pfeiler, die man rammen könnte.
„Wir haben zusätzlich darauf geachtet, dass sich im Parkhaus keine dunklen Ecken befinden, in denen jemand stehen könnte“, so Helmut Dietrich, der Projektsteuerer. Das Parkhaus ist tatsächlich sehr hell, die Fassade besteht zum großen Teil aus Glaselementen, die das Tageslicht in alle Ebenen eindringen lassen. Leuchtdioden an der Decke zeigen durch grüne Lichter, welche Stellplätze noch frei sind. So soll das Parkhaus besonders benutzer- und frauenfreundlich sein.
Nicht umsonst wurde bei seiner Entwicklung die Bremer Frauenbeauftragte eingebunden – zur Eröffnung des Parkhauses kam die aber mit dem Fahrrad.
GESA KOCH-WESER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen