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“Rollenspezifisches Problem“

50. Internationale Mathematikolympiade

Harald Wagner, 65

■ ist Geschäftsführer des Vereins Bildung und Begabung. Der Verein ist Hauptveranstalter der 50. Internationalen Mathematikolympiade in Bremen. Foto: Privat

taz: Herr Wagner, wie viele Mädchen sind bei der Mathematikolympiade dabei?

Harald Wagner: Dieses Jahr haben wir bei 570 Teilnehmern aus 102 Nationen eine Frauenquote von gut zehn Prozent. Im deutschen Team sind fünf Jungs und ein Mädchen. Das ist sehr wenig. Der Frauenanteil steigt aber: In früheren Jahren gabe es nur acht Prozent Mädchen.

Können Mädchen schlechter rechnen als Jungs?

Bei der Mathe-Olympiade geht es gar nicht ums Rechnen, sondern vielmehr ums Knobeln, Kniffeln und Entwickeln von Strategien. Um die Aufgaben zu lösen, reichen eigentlich die Mathematikkenntnisse aus der Mittelstufe aus. Ich denke aber, dass das geringe Interesse von Frauen an Mathematik noch immer ein rollenspezifisches Problem ist. Außerdem leiden Mädchen oft darunter, dass die viele Lehrer ihnen in der Schule weniger zutrauen als den Jungs.

Wo liegt Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern bei der Mathe-Olympiade?

Die großen Abräumer waren in den letzten Jahren meistens China, Russland und die USA. Deutschland liegt meist auf Platz zehn bis zwanzig.

Woran liegt das?

Unsere Gesellschaft legt nicht besonders viel Wert auf die Mathematik. Es gibt hier ja sogar Politiker, die sich damit brüsten, dass sie von Mathe keine Ahnung haben. So etwas würde sich in Bezug auf deutsche Literatur niemand trauen – die Prioritäten sind einfach anders gesetzt. Dabei wird fast jeder Lebensbereich von Mathematik durchzogen. Darum brauchen wir auch mehr Menschen, die sich mit Mathe auskennen und Spaß daran haben.

Gibt es auch Preise für die Gewinner der Mathe-Olympiade?

Die Hälfte aller Teilnehmer kriegt eine Medaille, je nach Gesamtpunktzahl. In Deutschland bekommt jeder, der sich für die Olympiade qualifiziert, ein Stipendium der Studienstiftung. INTERVIEW: Gesa Koch-Weser

Ab heute in der Jacobs University, Wettbewerb ab Mittwoch

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