: Nix mehr Occupy: Polizisten räumen das Hauptstadt-Camp
PROTEST In Berlin räumt die Polizei das Protestlager der Occupy-Bewegung. Wie es weitergeht, ist offen
BERLIN taz | Berliner Occupy-Campern geht es an den Kragen: Nachdem die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben am Freitag Strafanzeige gegen die Besetzer des Berliner Protestcamps erstattet hatte, begann die Berliner Polizei am Montag mit der Räumung des Zeltlagers. Rund 100 Polizeibeamte umstellten am Montagnachmittag das Gelände in Sichtweite zum Bundeskanzleramt und stellten den Besetzern eine Frist, bis 17 Uhr freiwillig das Gelände zu verlassen.
Auf dem unbebauten Platz hatten die Occupy-Aktivisten am 9. November ihr Protestlager aufgeschlagen und dort mit „Asambleas“ versucht, die Basis des Berliner Occupy-Protests zu bilden. Weil auf dem Gelände nun ein Gebäude für das Bundesministerium für Bildung und Forschung gebaut werden soll, hatte sich die Bundesimmobilienanstalt als Eigentümerin zuletzt allerdings zu keinen Verhandlungen mit den Occupy-Aktivisten mehr bereit erklärt.
Mit viel Gegenwehr musste die Behörde allerdings auch nicht rechnen. Es waren nur noch einige Dutzend Aktivisten, die sich in den letzten Wochen aktiv für das Camp eingesetzt hatten. Auch innerhalb der Berliner Occupy-Bewegung war das Protestlager teilweise umstritten – weil sein politischer Zweck infrage gestellt wurde.
Dementsprechend ruhig verlief die Räumung, bei der teilweise mehr Journalisten als politische Unterstützer vor Ort präsent waren. Zum Redaktionsschluss hielten sich im Camp selbst noch rund zehn Aktivisten auf. Ein Polizeisprecher lobte die Protestler: „Es ist alles völlig friedlich und unproblematisch.“
Wie es nun mit der Berliner Occupy-Bewegung weitergeht, ist zunächst offen. „Zwar ist die Zwischenetappe der heutigen Räumung nicht sehr erfreulich, aber es soll auch künftig wieder ein neues Protestcamp in Berlin geben“, sagte der Occupy-Aktivist Robert Hubner.
Derzeit mobilisiert die Occupy-Bewegung in Berlin zu einer Demonstration am 15. Januar. Im Rahmen eines internationalen Aktionstages sollen an diesem Tag weltweit Protestaktionen in zahlreichen Ländern und anderen deutschen Städten stattfinden – etwa auch in Frankfurt am Main, wo Occupy-Aktivisten nach wie vor ein Protestcamp vor dem Gebäude der Europäischen Zentralbank aufgeschlagen haben. M. KAUL, K. LITSCHKO
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen