: Das letzte Aufbäumen
STUTTGART Schlosspark geräumt, noch ausharrende Gegner des neuen Bahnhofs entfernt, erste Bäume gefällt. Kretschmann „sehr, sehr froh“ über weitgehend friedlichen Verlauf
STUTTGART taz | Seit Monaten hatten sich die Polizei und Gegner des Bahnprojekts Stuttgart 21 auf diesen Tag vorbereitet: Am frühen Mittwochmorgen war es so weit. Mit etwa 2.500 Einsatzkräften räumte die Polizei den Schlosspark. Dort sollen fast 180 Bäume gefällt oder verpflanzt werden, um das Gelände für die Bauarbeiten frei zu machen. Die Bahn begann am Mittag mit der Rodung. In dem Park hatten Stuttgart-21-Gegner ein Protestcamp mit Zelten und Baumhäusern errichtet.
Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, er sei „sehr, sehr froh“ über den weitgehend friedlichen Ablauf der Räumung. Dazu habe nicht nur die Polizei beigetragen: „Mein Dank gilt auch den Projektgegnern, die ganz überwiegend friedlich demonstriert haben.“ Der Sprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann, kritisierte das Vorgehen der Polizei hingegen als „aggressiv und provozierend“. Nach Polizeiangaben wurden „vereinzelt“ auch Schlagstöcke eingesetzt.
Bei Beginn der Räumung um 3 Uhr morgens hatten sich noch zwischen 1.300 und 2.000 Stuttgart-21-Gegner im Park aufgehalten. Die meisten folgten den Aufforderungen der Polizei und verließen den Park freiwillig. Zwei junge Männer hatten sich allerdings in einem Zelt des Protestcamps mit ihren Unterarmen einbetoniert. Es habe Stunden gedauert, sie loszumachen, so die Polizei. Auf mehreren Bäumen harrten noch weitere Aktivisten aus. Sie wurden nach und nach heruntergeholt.
Nach der Rodung sollen im Park Baulogistikstraßen errichtet werden. Anschließend könnten die Erdarbeiten beginnen. S-21-Gegner bezweifeln jedoch, dass die Bahn ihren Zeitplan einhalten kann. NAM
➤ Schwerpunkt SEITE 3
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen