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Schutzräume im ÖPNVMehr Frauen-Wagen wagen

Von den Grünen kommt der Vorschlag, für Frauen reservierte U- und S-Bahn-Wagen einzusetzen. Aber ist das ein gute Idee?

Die U-Bahn kann ein Angstraum sein – vor allem in den Nachtstunden Foto: IMAGO / Michael Schulz

Berlin taz | Mexiko-Stadt macht es schon seit Jahrzehnten, Tokyo und Delhi haben schon vor einer Weile nachgezogen, Busan und Bangkok, Rio, Dubai und Kairo sind auch schon mit von der Partie: In all diesen Großstädten gibt es Waggons oder Abteile in U-Bahnen oder Regionalzügen, die für Frauen reserviert sind. Die sollen, getrennt von männlichen Jugendlichen und Erwachsenen, ohne Furcht vor Belästiungen und sexualisierten Übergriffen unterwegs sein können.

Jetzt wollen auch die Berliner Grünen nachziehen und schlagen Frauen-Wagen bei BVG und S-Bahn vor, berichtete die B.Z. – als Reaktion auf die wachsende Zahlen von Sexualdelikten im ÖPNV. Tatsächlich sind diese in der BVG-Sicherheitsstatistik dokumentierten Delikte in den vergangenen zehn Jahren aus dem zwei- in den dreistelligen Bereich geklettert. 313 Vorfälle gab es 2022, vergangenen Jahr waren es immerhin 259 Vorfälle.

Ein Vorstoß wie dieser löst zuverlässig hitzige Debatten aus, die sich sogar im eigenen Kopf abspielen können. Klappt doch niemals in Berlin, sowas, sagt die eine Stimme, und überhaupt: Wollen wir wirklich Sicherheit über Segregation herstellen? Ist das nicht ein schlimmer Rückschritt in frühere Zeiten? Frauenabteile gab es in Deutschland auch schon mal – zu Zeiten der Preußischen Staatsbahn.

Die andere Stimme ergreift Partei für all jene, denen sichere – oder: sicherere – Räume mehr Teilhabe am öffentlichen Leben ermöglichen. Sexualisierte und sonstige Gewalt sind nun mal eine Realität, warum also nicht geschützte Orte dagegensetzen? Wobei: Sind wirklich nur Frauen oder als Frauen gelesene Menschen potenzielle Opfer?

Großes Grübel-Emoji

Während sich beim Nachdenken ein großes Grübel-Emoji vor dem inneren Auge bildet, weist Antje Kapek, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, darauf hin, dass es sich noch gar nicht um einen fertigen Vorschlag, sondern einen Impuls handele, den sie in einer internen Debatte gegeben habe und der irgendwie nach außen gedrungen sei. Es gibt also weder einen Antrag auf Aufnahme ins nächste Wahlprogramm noch einen Gesetzentwurf oder Ähnliches, nur eine – offenbar polarisierende – Idee.

Freilich zieht Kapek ihren Aufschlag deshalb nicht zurück, auch wenn ihr bewusst ist, dass eine Umsetzung große praktische Herausforderungen bedeuten würde. „Man könnte das sicher nicht von heute auf morgen machen, aber man kann sich ja einmal anschauen, wie das andere Städte lösen“, sagt sie am Rande einer „Verkehrssicherheitskonferenz“ ihrer Fraktion im Abgeordnetenhaus, bei der es allerdings in erster Linie um „Vision Zero“ und Unfallvermeidung geht.

Angsträume zu später Stunde

Züge und Bahnhöfe müsse man „zusammen denken“, findet Kapek, viel lasse sich auch durch den Einsatz von mehr Personal verbessern: In Tokyo etwa begleite immer eine zweite Person den Zug in der hinteren Fahrkabine, mit Blick auf die PassagierInnen. Ihr schwebt vor, die für Frauen reservierten Wagen nicht wie in Japan zu den Stoßzeiten einzusetzen, wo Gedränge und unfreiwilliger Körperkontakt ein geeignetes Umfeld für Übergriffe schaffen, sondern eher in den Abendstunden, wenn die leere U- oder S-Bahn zum Angstraum wird.

Über eines komme sie „nicht weg“, so Kapek: „wenn Männer sagen, sie fühlten sich durch so eine Maßnahme ausgegrenzt“. Sie erinnert an eine Vergewaltigungsfall, der sich Anfang des Jahres in der fahrenden U3 Richtung Mexikoplatz ereignete: „Hier geht es um das Leben und die Unversehrtheit von Menschen.“

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1 Kommentar

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  • Es zeigt eben auch, wie sehr sich die Kriminalität in Berlin verschlimmert hat. Ich fühle mich abends auch an vielen Orten nicht mehr wohl, ich würde mich auch gerne in einem eigenen Abteil verkriechen. Die Pöbler machen im Zweifel vor niemandem halt. Es tut auch aus Angst niemand etwas gegen diese agressiven Typen. Die gehören aber in der Regel in die Ausnüchterungszelle.



    Und die, die wirklich das Problem sind, wären auch jene, die sich nicht an sowas halten würden.