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Krieg im LibanonNetanjahu erhöht den Einsatz

Julia Neumann
Kommentar von Julia Neumann

Die Deadline für eine Waffenruhe ist abgelaufen. Doch Netanjahu eskaliert die Lage weiter. Dabei zeigt die Geschichte: Gewalt ist keine Lösung.

Will keinen Frieden: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nach seiner Rede vor der UN-Generalversammlung im September Foto: Lev Radin/imago

N och vor dem 5. November hat US-Vermittler Amos Hochstein dem libanesischen Regierungschef ein Abkommen über Waffenruhe zwischen Israel und Libanon versprochen. Die Deadline ist verstrichen.

Der libanesische Parlamentssprecher Nabih Berri, Hisbollah-Verbündeter und Go-To für Vermittler, sagte, alles sei abgemacht: Eine Waffenruhe, die Stationierung der libanesischen Armee im Süden und die Umsetzung der UN-Resolution 1701 – man warte auf Netanjahus Zusage. Auch der israelische Generalstab soll Netanjahu zu einer diplomatischen Lösung gedrängt haben.

Auf dem Weg in die Besatzung – wieder mal

Doch der erhöht den Einsatz. Die Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und seiner Kommandeursriege sind Netanjahu nicht genug. Ein Waffenstillstand, wie es ihn 2006 gab, reicht ihm nicht. Er fordert ungehinderten Zugang zum libanesischen Luftraum und Garantien der USA, im Libanon militärisch einzugreifen, wann immer es die Regierung möchte. Also quasi eine Vormundschaft über den Libanon.

Israel ist auf dem Weg, den Südlibanon erneut militärisch zu besetzen. Bereits zwischen 1982 und 2000 hielt Israel das Gebiet besetzt, um bewaffnete palästinensische Gruppen zu bekämpfen. Gegen die Besatzung formierte sich die Hisbollah.

Ja, es ist schwer, die Hisbollah zu entwaffnen. Es braucht bessere Grenz­kontrollen, um Waffenlieferungen aus dem Iran über Syrien zu verhindern. Die EU finanziert das libanesische Militär für eine stärkere Rolle im Grenzschutz und versucht, Syriens Machthaber Assad ins Boot zu holen, um Waffenlieferungen zu stoppen.

Auf Autokraten zu bauen, sollte aber keine Lösung sein. Es braucht den langwierigen Weg für Sicherheit: Der Hisbollah muss politisch etwas entgegengesetzt und ideologisch der Boden entzogen werden: durch ein funktionierendes Staats- und Justizsystem, ein starkes libanesisches Militär und ein israelisches Militär, das keine Bedrohung mehr für Li­ba­ne­s*in­nen ist. Gegen Korruption formiert sich seit Jahren Widerstand aus der Zivilgesellschaft.

Dass das ein langsamer Prozess ist, rechtfertigt nicht den militärischen Einmarsch, damit es schneller geht.

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Julia Neumann
Korrespondentin Libanon
Auslandskorrespondentin für Westasien mit Sitz in Beirut. Hat 2013/14 bei der taz volontiert, Journalismus sowie Geschichte und Soziologie des Vorderen Orients studiert. Sie berichtet aus dem Libanon, Syrien, Iran und Irak, vor allem über Kultur und Gesellschaft, Gender und Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Für das taz Wasserprojekt recherchiert sie im Libanon, Jordanien und Ägypten zu Entwicklungsgeldern.
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3 Kommentare

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  • „Der Hisbollah muss politisch etwas entgegengesetzt und ideologisch der Boden entzogen werden: durch ein funktionierendes Staats- und Justizsystem, ein starkes libanesisches Militär und ein israelisches Militär, das keine Bedrohung mehr für Libanes*innen ist. Gegen Korruption formiert sich seit Jahren Widerstand aus der Zivilgesellschaft. Dass das ein langsamer Prozess ist, rechtfertigt nicht den militärischen Einmarsch, damit es schneller geht.“



    Dass es die Hisbollah ist, die Israel mit ihren ständigen Angriffen zu militärischen Reaktionen auf libanesischem Staatsgebiet zwingt, möchte Frau Neumann als Bedrohung für die „Libanes*innen“ verstanden wissen, natürlich durch Israel. Simpelste Ursache-Wirkungs-Verhältnisse verdreht sie gegen Israel.



    Sich der Hisbollah zu entledigen, bedeutete übrigens mehr als Widerstand „aus der Zivilgesellschaft“ gegen „Korruption“, für die nicht nur die Hisbollah steht.



    Ein militärischer Einmarsch Israels „rechtfertigt“ sich allein schon deswegen, weil eine UNIFIL offensichtlich unfähig war und ist ihren Job zu machen. Dazu könnte Frau Neumann doch mal einen Artikel beisteuern.

  • Israel ist nur so lange eine Bedrohung für den Libanon, solange von dort Raketen auf Israel gefeuert werden. Hört das auf, dann ist auch Ruhe im Libanon.

  • "Eine Waffenruhe, die Stationierung der libanesischen Armee im Süden und die Umsetzung der UN-Resolution 1701 – man warte auf Netanjahus Zusage."

    Das finde ich zu wenig und nicht glaubwürdig. Die libanesische Armee wäre schon längst im Süden etabliert, wenn sie sich gegen Hisbollah/Iran hätte stellen wollen und/oder können. Die Umsetzung der UN-Resolution 1701 wurde Israel bereits einmal versprochen und nicht eingehalten, obwohl Israel den Libanon verlassen hat. Weshalb sollte es dieses Mal anders sein?

    "Er fordert ungehinderten Zugang zum libanesischen Luftraum und Garantien der USA, im Libanon militärisch einzugreifen, wann immer es die Regierung möchte."

    Ich verstehe es so, dass er eine Garantie dafür möchte, dass dieses Mal die Versprechen/Zusagen eingehalten werden, wofür die USA bürgen sollen, was ich gut nachvollziehen kann. Sonst gibt Israel "auf" und ein paar Wochen/Monate später werden sie erneut vom Libanon aus beschossen und/oder Angriffe auf dem Niveau des 07.10.23 geplant.

    "Also quasi eine Vormundschaft über den Libanon."

    Das sehe ich anders. Ich denke, Israel will vom Libanon einfach nur in Ruhe gelassen werden.