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Abschiedsspiel von Alexandra PoppRingen um Sauberkeit

Während Alexandra Popp das DFB-Team beim 1:2 gegen Australien verlässt, macht sich Bundestrainer Christian Wück Sorgen um die Stabilität des Teams.

Applaus an die Fans: Alexandra Popp bei ihrem Abschied vom DFB-Team Foto: Sebastian Gollnow/dpa

Duisburg taz | Ging etwa auch Merle Frohms mit einem weinenden Auge? Auf jeden Fall rührte es die Torhüterin vom VfL Wolfsburg, dass am Montagabend auch auf sie ein Pulk von Menschen vor der Haupttribüne der Duisburger Arena wartete. Ein handgemaltes Plakat, groß wie ein Fußballtor, hing über den Treppenstufen zum Taxistand, dahinter stellte sich die 29-Jährige für ein letztes Foto.

Nicht alles drehte sich beim Länderspiel zwischen Deutschland und Australien (1:2) um Alexandra Popp, wenn auch ihr tränenreicher Abschied im 145. Länderspiel natürlich im Mittelpunkt gestanden hatte. Aber gleichzeitig empfingen ja auch Frohms und Abwehrchefin Marina Hegering Blumensträuße, Präsente und Plakate nach dem Karriereende im DFB-Trikot.

So wie der Industriestandort Deutschland drei VW-Werke verliert, gehen der Frauen-Nationalmannschaft drei Stützen vom VW-Klub verloren. Lücken, die nicht so schnell zu schließen sind, wie die „ärgerliche Niederlage“ (Bundestrainer Christian Wück) offenbarte. Die Fußstapfen auf drei zentralen Positionen sind groß.

„Viel Spaß mit dem Haufen“

Bei der Übergabe der Kapitänsbinde wünschte die langjährige Anführerin Popp ihrer Nachfolgerin Giulia Gwinn vom FC Bayern scherzhaft „viel Spaß mit dem Haufen“, mahnte aber an, das große Ganze im Blick zu behalten, um „Dinge verändern zu wollen – wir sind noch nicht am Ende der Entwicklung des Frauenfußballs“. Die neue Generation sei weiter gefordert, erklärte die 33-Jährige, „auch mal ein bisschen Druck auszuüben“.

Leichte Fehler im Ballbesitz und Pässe von minderer Qualität

Christian Wück, Bundestrainer, sieht Verbesserungsbedarf

Vor allem auf Vereins­ebene gebe es noch immens viel zu verbessern. Sie sei noch von Inka Grings oder Annike Krahn in einer Zeit erzogen worden, als die Bedingungen beim FCR 2011 Duisburg amateurhaft waren und selbst das Nationalteam nur bedingt professionell aufgestellt war.

Irgendwie passte es nicht, dass eine solche Vorkämpferin an ihrer ehemaligen Wirkungsstätte an der Wedau vor den 26.623 Fans nur eine Viertelstunde mitspielte. „Es war relativ kurz. Ich habe schon auf die Zeit geschaut und gedacht: ‚Schade, ist ja schon vorbei!‘ Ich kann nicht leugnen, dass es Spaß gemacht hat“, sagte Popp, die aber natürlich wusste, dass Wück nur auf der Grundlage eines Kurzeinsatzes überhaupt ihrer aktiven Abschiedsvorstellung zugestimmt hatte: „Es war so abgesprochen.“

Bloß fand die für Popp eingewechselte Nicole Anyomi wie so häufig beim Nationalteam nicht zu ihrer Form. Auch Debütantin Lisanne Gräwe (beide Eintracht Frankfurt) wirkte viel zu zaghaft. Und eine Innenverteidigerin wie Hegering ist weit und breit nicht in Sicht. Ihre dort aufgebotenen Klubkolleginnen Janina Minge und Sarai Linder spielen eigentlich auf anderen Positionen.

„Findungsphase“ für die Post-Popp-Ära

So begann die zweite Partie unter Wücks Anleitung zwar recht flott, endete aber zäh. Der 51-Jährige benannte altbekannte Mängel, die schon Martina Voss-Tecklenburg und Horst Hrubesch zu schaffen machten: Insbesondere in der zweiten Hälfte sei man „nicht sauber“ gewesen, habe „leichte Fehler im Ballbesitz“ gemacht und „Pässe nicht in der besten Qualität“ gespielt. Ganz anders als beim Spektakel in Wembley gegen England (4:3). Da hatte auch Popp zu Hause „gesehen, wozu die Mannschaft in der Lage ist“.

Wück bekam binnen drei Tagen alle Stärken und Schwächen vorgeführt. Vorne wie hinten. Stürmerin Selina Cerci (Hoffenheim) schaffte es, erst entschlossen das 1:0 zu köpfen, dann mit einer schlampigen Ablage das 1:1 zu verschulden. „Es sind diese Basistechniken: Passspiel, erster, zweiter Kontakt – da muss ich in Ballbesitz einfach ruhiger bleiben“, monierte Wück, der auch die unglückliche Rolle der am Ball vorbeifaustenden Torhüterin Stina Johannes (Frankfurt) beim 1:2 ansprach: „Das muss sie besser lösen.“

Seine ersten vier Freundschaftsspiele stellen für ihn eine „Findungsphase“ für die Post-Popp-Ära dar. Auch gegen die Schweiz in Zürich (29. November) und gegen Italien in Bochum (2. Dezember) werde noch geprobt, im Anschluss wolle man „aus einem Pool von 30, 40 Spielerinnen“ auswählen. Popp freut sich schon, dass sie demnächst nur am TV zuschaut. „Ich finde das nicht komisch, ich bin extrem mit mir im Reinen.

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