piwik no script img

Trassenpreise steigenMehr Geld für den Güterverkehr auf dem Gleis

Verkehrsverbände fürchten die steigende Schienenmaut und fordern mehr Unterstützung. Sonst drohe die Verlagerung von Güterverkehr auf die Straße.

Wird teurer: Gütertransport auf der Schiene Foto: Gottfried Czepluch/imago

Berlin taz | Ein Bündnis aus Verkehrsverbänden fordert, dass der Bund die steigende Schienenmaut stärker abfedert. Vor allem der Güterverkehr auf der Schiene drohe teurer zu werden. Damit der Gütertransport nicht auf die Straße verlagert wird, machen sich die Verbände für eine höhere Trassenpreisförderung für 2025 stark.

Trassenpreise, eine Art Schienenmaut, müssen Verkehrsunternehmen zahlen, wenn sie Züge auf deutschen Gleisen fahren lassen. Das Geld geht an den Betreiber der Schienen, meist an die Bahntochter DB Infrago. Die hat die Trassenpreise für 2025 erhöht – im Vergleich zu 2024 um 16,2 Prozent im Güterverkehr und um 17,7 Prozent im Personenfernverkehr.

2026 könnte die Nutzung der Schienen noch teurer werden. Der Grund: die Eigenkapitalerhöhung bei der Deutschen Bahn durch den Bund. Laut Gesetz muss die DB umso mehr Rendite machen, je höher ihr Eigenkapital ist. Und diese Rendite sollen die höheren Trassenpreise bringen.

Um die Preissteigerung zu dämpfen, hat die Bundesregierung in ihrem Haushaltsentwurf für 2025 die sogenannte Trassenpreisförderung vorgesehen – 275 Millionen Euro für den Güterverkehr und 105 Millionen Euro für den Personenverkehr. Bis Mitte November beraten die Haus­halts­po­li­ti­ke­r:in­nen des Bundestages über den Entwurf.

Güterbahnen sagen: Trassenpreisförderung reicht nicht

Nach Auffassung des Bündnisses, zu dem unter anderem der Verband Die Güterbahnen und die Allianz pro Schiene gehören, reicht die geplante Förderung nicht aus. Güterzugbetreiber müssten die hohen Kosten an ihre Kun­d:in­nen weitergeben, das mache den Güterverkehr auf der Schiene im Vergleich zur Straße weniger wettbewerbsfähig.

„Das Parlament kann und muss sofort im Sinne unseres Klimas Wirtschaftsförderung leisten, wenn künftig nicht noch mehr Lkw unsere Straße verstopfen sollen“, sagt Neele Wesseln, Geschäftsführerin der Güterbahnen. „Auf die Schnelle hilft da nur eine deutlich höhere Trassenpreisförderung“, so Dirk Flege von der Allianz pro Schiene.

Langfristig brauche es ein neues Trassenpreissystem, findet der Bahnpolitiker Matthias Gastel (Grüne). Isabel Cademartori, verkehrspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, fordert einen Schienenfonds. Der könnte die Finanzierung des Zugverkehrs über mehrere Jahre hinweg sichern und folgenschwere Eigenkapitalerhöhungen bei der Bahn vermeiden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • In Ergänzung zu @Jörg Schubert: Es gibt noch ein anderes Problem: Es gibt gar nicht genug Platz auf den Schienen für zusätzliche Züge. Die Güterverkehrskorridore sind jetzt schon überlastet. Zusätzliche Gleise brauchen mit dem deutschen Recht ein halbes Jahrhundert, bis sie einsatzbereit sind. Und der Güterverkehr nimmt in Deutschland immer weiter zu, insbesondere der europäische Transitverkehr.

  • Wie gut, dass wir die Grünen im Umwelt- und Wirtschaftsministerium haben. Die würden sowas ja nie mitmachen.

    • @Jalella:

      Stimmt zur Hälfte. Die andere Hälfte ist die Lobbytruppe FDP, die wollen das genau so: Güter auf die Straße. Das fördert den Verbrennermotor und stellt die spendenkräftige Lobby zufrieden. Der Verkehrsminister höchstpersönlich hat den Klimaschutz als "Bla-bla" bezeichnet. Weitere Fragen??

  • Trassenpreise sind nur ein Problem. Ein weiteres sind die Kosten für das Zusammenstellen von Zügen. Die Waggons werden wie vor hundert Jahren noch von Hand zusammengeschraubt. Das ist ein teurer und personalintensiver Knochenjob. Zudem leidet die Flexibilität beim Rangieren und Umsortieren von Zügen.

    Die digitale Kupplung hätte schon vor zwei Jahrzehnten fertig sein können. Jetzt soll es bis 2030 passieren. Wer's glaubt...



    www.deutschebahn.c...e-Kupplung-6898654

    • @Jörg Schubert:

      Das klingt sowohl super als auch nach einer weiteren Fehlerquelle. Als jemand, der von der Bahn ständig mit Floskeln wie "unerwarteter Personalmangel", "Schaden an der Oberleitung", "Defektes Stellwerk" etc. bombardiert wird, sehe ich das ein bisschen skeptisch. Ist aber vermutlich nur Paranoia.