Frauen-Handball beim VfL Oldenburg: Große Pläne
Die Handballerinnen des VfL Oldenburg freuen sich über viel Publikum und haben viel vor. Aber Frauen-Handball hierzulande ist ein mühsames Geschäft.
Lampe ist froh, dass es so etwas gibt. Rivalität zwischen den Teams und Fans, auch wenn die beiden Orte nicht gerade nebeneinander liegen, macht die Aufgabe reizvoll – aber auf handballtypische Art, in aller Freundschaft gewissermaßen.
Es ist ein schöner Saisonstart geworden für den Pokalsieger von 2018. Dazu gehört nun auch das 36:32 vom Samstagabend in der kleinen EWE-Arena gegen die niedersächsische Konkurrenz; 8:2 Punkte, dritter Platz, das Pokal-Viertelfinale erreicht: Lampe, 2020 vom Trainer zum Geschäftsführer gewechselt, und Coach Niels Bötel können zufrieden sein, was ihre von deutschen Kräften bestimmte Mannschaft um Nationalspielerin Toni Reinemann bisher geleistet hat.
Das treue Oldenburger Handballpublikum belohnt die Auftritte, belohnte den VfL schon, bevor die Saison 2024/25 richtig begonnen hatte: 5.412 Fans kamen zum Serienstart gegen Neckarsulm in die große EWE-Arena, ein Zuspruch, der die Spielerinnen schwärmen ließ und zeigte, was der Frauenhandball wenigstens partiell zu leisten imstande ist.
Weitere Abstecher ins große Rund, dahin, wo sonst die Männer der EWE Baskets spielen (mit denen man gut zusammenarbeitet), seien vorstellbar, sagt Lampe, Vereinsmitglied seit 1992.
Alles soll jedoch im Rahmen bleiben. Als „verlässlich, ehrlich, traditionsbewusst“, bezeichnet er den VfL, mit guter Jugendarbeit und verwurzelt in der Region. Viele Familien, viele Kinder besuchen die Heimspiele. Man kennt sich, schätzt sich: „Der durchschnittliche Oldenburger Handballfan schaut nicht auf den Gegner. Er kommt, weil er uns sehen will.“
Sogar, als die Baskets einmal parallel warfen, kamen 1.500 Fans zum Spiel gegen Bad Wildungen. Das hilft Lampe, die etwa eine Million Euro einzusammeln, die er für den Spielbetrieb und die Geschäftsstelle braucht. Zwei Hauptamtliche dort kümmern sich um die VfL-Geschicke – nicht besonders üppig.
Frauen-Handball hierzulande ist ein mühsames Geschäft, auch, weil die Nationalmannschaft Jahr für Jahr aufs Neue verpasst, diesen faszinierenden, fairen Sport zu pushen. Immerhin attestiert Lampe der Handball-Bundesliga der Frauen (HBF) einen Qualitätssprung in den vergangenen drei, vier Jahren: „Die Leistungsunterschiede in der Liga sind geringer geworden.“
Es geht eng zu auf den Plätzen hinter den finanziell und nominell dominierenden Ludwigsburgerinnen. Auch haben sich die Hallenstandards verbessert, was für Lampe, der als Beisitzer im HBF-Präsidium mitwirkt, unabdingbar ist: „Wir müssen raus aus den Schulturnhallen; Fans und Sponsoren vor Ort sollen sehen, dass wir gut arbeiten.“ Das bezieht Lampe auf alle Vereine.
Liga von 14 auf zwölf Klubs verkleinert
Um professioneller, besser zu werden, wurde die Liga von 14 auf zwölf Klubs verkleinert. Im Anschluss an die normale Runde werden nun Play-offs gespielt. Dafür reicht Platz acht. Der VfL strebt Rang sechs als Minimalziel an. Und die Teilnahme am Europapokal darf es auch mal wieder sein. Das soll mit einem Kader ohne Vollprofis gelingen, der vor dieser Saison ohne Zugang auskam – bemerkenswert. Nicht einmal Trainer Bötel arbeitet in Vollzeit.
Wachsen will der VfL auf den Positionen hinter der Mannschaft. Lampe will den Erstligahandball in Oldenburg als Organisation entwickeln, also durch einen Zuwachs an Kolleginnen und Kollegen auf der Geschäftsstelle. In seinen Plänen bis 2027 steht die weitere Etablierung als Spitzenteam der HBF: „Wir wollen eher nach oben als nach unten gucken.“ Dabei möchte der VfL sein Image als Ausbildungsverein abstreifen; starke Kräfte wie Reinemann sollen gehalten werden.
Warten auf die Chance
Schade ist dabei, dass Bundestrainer Markus Gaugisch selten gen Norden guckt, wenn er seine Aufgebote formt. Dabei hätte er im jungen Oldenburger Team einiges im Angebot. Außer bei Reinemann hat Gaugisch aber noch nicht zugegriffen. Er vertraut eher Auslandsprofis, und auf eine echte Chance wartet Reinemann bislang. Mal sehen, ob der Verzicht auf die Oldenburgerin bei der bevorstehenden Europameisterschaft in Ungarn, Österreich und der Schweiz aufgeht.
Andreas Lampe schaut lieber auf das eigene „Produkt“, und das macht in diesen Wochen und Monaten richtig Spaß. Dazu gehört, dass seine Frau Merle (29) auf Rückraum Mitte zu den Protagonistinnen des Aufschwungs gehört – am Samstagabend gelangen ihr fünf Tore. Lampe winkt gleich ab, noch bevor man gefragt hat: „Sie hat keine Vorteile dadurch. Sie überzeugt durch Leistung. In der Kabine ist das kein Thema.“
Dass er stolz auf seine Frau ist, die den Weg von der zweiten (beim TSV Nord Harrislee) in die erste Liga eindrucksvoll gegangen ist, versteht sich allerdings von selbst.
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