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Vom Konsumtempel zum Sorgezentrum

Eine Initiative will, dass ehemalige Kaufhäuser dem Allgemeinwohl zugutekommen. Bei einer Konferenz wurde der Plan vorgestellt

Von Luisa Faust

In Berlin ist der Raum knapp. Doch manche Räume werden auch wieder frei, nicht selten in zentraler oder verkehrsgünstiger Lage. In Shoppingmalls zum Beispiel gibt es Leerstand, im Park Center in Treptow etwa oder im Ring-Center in Lichtenberg. Kaufhäuser mit Geschichte wie die Galeries Lafayettes schließen ihre Türen. Die Initiative „Shoppingmalls zu Sorgezentren“ will die Gebäude einer gemeinwohlorientierten Nutzung zuführen.

Am Samstag luden die Initiator*in­nen zur Konferenz „Wege zur sorgenden Stadt“, ins Cank – passenderweise einem ehemaligen Kaufhaus in der Neuköllner Karl-Marx-Straße, das heute Kultur- und Eventlocation ist. Auf der Konferenz wurde „zusammen utopisch gedacht“. Welche Angebote braucht ein Sorgezentrum? Wie könnten Gewerbeimmobilien vergesellschaftet und demokratisch verwaltet werden? Wie soll Sorgearbeit gemeinschaftlich organisiert werden?

In den Sorgezentren soll Care-Arbeit für je­de*n zugänglich sein: Gesundheitsversorgung, Kinderbetreuung, Altenpflege, aber auch Unterstützung für die häusliche Pflege. Die Sorgezentren sollen sich an den Bedürfnissen der An­woh­ne­r*in­nen orientieren und auch eine Versorgung mit Lebensmitteln und Sozialberatung anbieten. Außerdem soll es Gemeinschaftsräume, Bibliotheken und Platz für Kunst und Kultur geben. Geht es nach den In­itia­to­r*in­nen, soll es in jedem Wohnviertel ein Sorgezentrum geben.

Nicht nur die Gebäude sollen vergesellschaftet werden, auch die Sorgetätigkeit. „Menschen müssen privat für Dinge sorgen, die eigentlich in der kollektiven Verantwortung liegen“, so die Aktivist*innen. Sorgearbeit, die überwiegend von Frauen und migrantisierten Personen geleistet wird, soll aus den Kleinfamilien herausgeholt werden.

„Dass Shoppingmalls einfach leer stehen, ist weder sozial noch ökologisch vertretbar“, sagte Katalin Gennburg, stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken im Abgeordnetenhaus, auf dem Eröffnungspodium. Wenn die Malls durch die Umnutzung vor dem Abriss gerettet werden, sei das auch ein Beitrag für mehr Klimafreundlichkeit. Denn Abriss und Neubau kosten viel CO2. Eine gute Nahversorgung verkürze zudem die Wege, auch das komme der Umwelt zugute.

Konkret macht die Kampagne „Sorge ins Park-Center“ ihre Ideen an der Treptower Shoppingmall: Das Gebäude steht zu 70 Prozent leer, wie so viele Einkaufszentren in den Randbezirken. Der Investor will es abreißen und durch Neubauten für Büros ersetzen.

Für die An­woh­ne­r*in­nen fällt damit die Nahversorgung weg, auch der Supermarkt hat geschlossen, nur noch ein Discounter ist zu Fuß erreichbar. Ärzte fehlen in der Gegend. Im anliegenden Wohngebiet wohnen viele ältere Menschen, eine Klientel also, die besonders auf eine gute Gesundheitsversorgung und Sorgearbeit angewiesen ist.

„Was wir hier brauchen, sind eine wohnortnahe Versorgung und nachbarschaftliche Treffpunkte“, so die Aktivist*innen. Sie setzen sich für den Erhalt des Park Centers und die Umnutzung als Sorgezentrum ein.

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