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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Sieben Tote bei Angriffen in Syrien

Die israelische Armee greift syrische Armee-Standorte an. USA bereiten sich laut Medien auf einen „Kollaps“ der Verhandlungen zwischen Hamas und Israel vor.

Ein israelischer Kampfjet, der den Gazastreifen überfliegt und Leuchtraketen abfeuert, Juli 2024 Foto: Leo Correa/ap/dpa

Luftangriff auf Armee-Standort in Syrien

Bei israelischen Luftangriffen auf Armee-Standorte in Syrien sind am Sonntagabend Aktivisten zufolge sieben Menschen getötet worden, darunter drei Zivilisten. Zu den Todesopfern in der Gegend von Masjaf gehörten ein Mann und sein Sohn, die in einem Auto unterwegs gewesen seien, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Bei den übrigen Toten handele es sich um einen weiteren Zivilisten und vier Soldaten.

Mindestens 15 weitere Menschen seien verletzt worden, erklärte die Beobachtungsstelle. Die in drei Wellen erfolgten israelischen Angriffe galten demnach fünf Armee-Standorten in Masjaf westlich der Stadt Hama, wo pro-iranische Gruppen sowie Experten für die Entwicklung von Waffen präsent seien. In dem Gebiet sei auch ein wissenschaftliches Forschungszentrum angesiedelt. (afp)

Tote bei Kämpfen im Gazastreifen

Bei Kämpfen im Gazastreifen hat es erneut Tote gegeben. Israels Armee ist eigenen Angaben nach unter anderem weiter in Rafah im Süden des abgeriegelten Küstenstreifens gegen die islamistische Hamas im Einsatz. „Die Truppen haben Terroristen ausgeschaltet, gezielte Razzien gegen terroristische Infrastrukturen durchgeführt und große Mengen an Waffen in dem Gebiet entdeckt“, teilte das israelische Militär mit.

Auch im Zentrum des Gazastreifens gehen die Kämpfe demnach weiter. Am Samstag habe Israels Luftwaffe im gesamten Küstenstreifen rund 25 Ziele der Hamas angegriffen.

Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden innerhalb von 24 Stunden 33 Menschen bei Kämpfen im Gazastreifen getötet und weitere 145 verletzt. Den Angaben nach kamen seit Kriegsbeginn bislang mindestens 40.972 Personen in dem Palästinensergebiet ums Leben. Die Behörde unterscheidet nicht zwischen Zivilisten und Kämpfern. Die Angaben ließen sich allesamt zunächst nicht unabhängig überprüfen. (dpa)

USA bereiten sich auf Kollaps der Verhandlungen vor

EU-Chefdiplomat Josep Borrell will sich mit einer Reise im Nahen Osten für eine Waffenruhe im Gaza-Krieg einsetzen. Borrell wolle dafür am Montag in Kairo den ägyptischen Präsidenten Abdel Fattah al-Sisi treffen und auch den Grenzübergang Rafah zum Gazastreifen besuchen, teilte der Auswärtige Dienst in Brüssel mit. Die Bemühungen der Vermittler Ägypten, Katar und USA stünden bei den Gesprächen „weit oben auf der Agenda“. Am Dienstag will Borrell Ägyptens Außenminister Badr Abdel-Atti treffen und an einer Sitzung der Arabischen Liga teilnehmen.

Die Gespräche über eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas kommen seit Monaten nicht voran. Das US-Militär bereitet sich laut einem Bericht der Financial Times bereits auf einen Kollaps der Verhandlungen vor. Mit der Waffenruhe ist auch die Hoffnung verbunden, eine noch größere Ausweitung des Kriegs etwa zwischen Israel und der Hisbollah im Libanon zu vermeiden.

Auch in den Libanon will Borrell am Mittwoch und Donnerstag reisen, um politische Gespräche zu führen. Ein Besuch in Israel ist der Mitteilung zufolge nicht geplant.

Borrell hat Israels Krieg im Gazastreifen mehrfach deutlich kritisiert. Er hat betont, dass dieser mit einem „schrecklichen Terrorangriff der Hamas“ vom 7. Oktober 2023 begann, bei dem in Israel rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln verschleppt wurden. Zugleich könne „ein Grauen kein weiteres Grauen rechtfertigen“, sagte Borrell im Mai dem Magazin Foreign Policy. Im Zuge von Israels verheerendem Krieg in Gaza wurden nach palästinensischen Angaben bereits mehr als 40.000 Menschen getötet. (dpa)

Angreifer an Grenzübergang war Jordanier

Der Anschlag an einem Grenzübergang zwischen dem israelisch besetzten Westjordanland und Jordanien mit drei Toten ist von einem Jordanier verübt worden. Dies hätten „vorläufige Untersuchungen“ ergeben, erklärte das Innenministerium in Amman am Sonntag. Nach israelischen Angaben war wenige Stunden zuvor ein Mann am Übergang an der Allenby-Brücke aus einem Lastwagen gestiegen und hatte auf Mitarbeiter einer israelischen Sicherheitsfirma geschossen. Der Angreifer sei daraufhin erschossen worden.

Die Allenby-Brücke, in Jordanien auch König-Hussein-Brücke genannt, führt über den Fluss Jordan, der die Grenze zwischen Jordanien und Israel und auch zum von Israel besetzten Westjordanland bildet. Für Palästinenser aus dem Westjordanland ist der Grenzübergang die einzige Ein- und Ausreisemöglichkeit, die nicht über Israel führt.

Auf israelischer Seite wird der Grenzübergang von israelischen Sicherheitskräften und privaten Sicherheitsleuten betrieben. Das jordanische Innenministerium hatte nach dem Angriff erklärt, es habe den Übergang geschlossen. (afp)

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9 Kommentare

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  • Die Verhandlungen werden scheitern, dabei versicherte uns Biden, dass wir 90% fertig hätten.

    • @Jessica Blucher:

      "Die Verhandlungen werden scheitern, dabei versicherte uns Biden, dass wir 90% fertig hätten."



      Dieser scheinbare Widersprich liegt vermutlich darin begründet, dass ein für beide Seiten faires Angebot zu 90% existiert, aber eine oder beide Seiten sind nicht bereit wirklich Kompromisse zu machen.



      Letzteres ist nämlich der Fluch der Region seit bald 80 Jahren.

      • @Encantado:

        Ich bezweifle dass das Angebot so fair ist, aber die bevorteilte Seite lehnt dennoch ab.

  • "Luftangriff auf Armee-Standort in Syrien"- andere Medien berichten von 14 Toten.



    "Die in drei Wellen erfolgten israelischen Angriffe galten demnach fünf Armee-Standorten in Masjaf westlich der Stadt Hama, wo pro-iranische Gruppen sowie Experten für die Entwicklung von Waffen präsent seien. In dem Gebiet sei auch ein wissenschaftliches Forschungszentrum angesiedelt." Unabhängig verifizieren kann das bestimmt wieder niemand? Und selbst wenn dies dort ist, welches internationale Gesetz befugt Israel dazu, diese Angriffe auszuführen und damit die territoriale Integrität eines Landes zu verletzen? Das wäre doch mal eine Nachricht wert. Allein die Vermutung, dass dort pro-iranische Gruppen sind oder Waffenexperten ist kein Grund.

    • @Momo Bar:

      Israel und Syrien befinden sich seit 1948 im Kriegszustand.

      Nach welchem „internationalen Gesetz“, das im Kriegsfall zu einen Militärschlag auf feindliche Militäreinrichtungen „befugt“, suchen Sie denn genau?

  • Wir sollten uns darauf einstellen, dass (auch) Netanyahu-Israel nie Frieden wollte und immer noch nicht will. Und entsprechend handeln, nach universalen völkerrechtlichen Ansätzen.

    • @Janix:

      Ich dachte eigentlich das ist schon lange klar, denn Netanjahu hat mehr als einmal, schon lange vor dem 07. Oktober gesagt, dass eine Zwei-Staaten-Lösung für ihn nicht infrage kommt. Es steht ja auch in der Gründungscharta von Likud. Wenn ich mich nicht irre hat sogar die Mehrheit der Knesset was ganz ähnliches beschlossen dieses Jahr. Nun erzählen uns aber unsere Politiker und so ziemlich alle westlichen Politiker seit Jahrzehnten, dass die Zwei-Staaten-Lösung die einzige Lösung für dauerhaften Frieden ist, daraus müsste ja dann die logische Schlußfolgerung lauten: Netanjahu und die derzeitige Regierung ist gegen Frieden. Das der Westen daraus keine Konsequenzen zieht und seine Politik ändert, oder zumindest mal die vorhandenen Gesetze wie das Völkerrecht anwendet, dass ist aus meiner Sicht ein ganz eigenes Verbrechen und untergräbt alle Werte und Gesetze mit deren Errungenschaft man sich gerne schmückt. Ich finde es zumindest erschreckend, dass gerade Dtl. sich nicht erst seit Irak zunehmend an der Untergrabung internationalen Rechts beteiligt und es eben nicht universal anwendet, wenn man bedenkt das etliches davon als Antwort auf die Taten im 2.WK ins Leben gerufen wurde.

    • @Janix:

      ich würde eher universal einklammern.

      • @Jutta57:

        Der Hinweis verweist noch darauf, Israel verallgemeinerbar zu beurteilen, nicht künstlich zu bekritteln, nicht künstlich zu schonen.



        Was Völkerrecht auch tun will. Und da ist klar, dass der Abzug der israelischen Truppen "des territoires occupées", also aus den besetzten Gebieten seit 57 Jahren fällig ist. Dass ein Abschnüren der palästinensischen Gebiete, ein dauernder Krieg auch nicht geht, ein Besiedeln sowieso nicht.



        Das zu benennen und Konsequenzen zu fordern, heißt ja nicht, zu Marokko-Westsahara nichts zu sagen oder Hamas-Fanpost abzuliefern.