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Ausstellung „FLINTA* im Graffiti“Gegen den Malestream

Graffiti ist eine Kunstform, in der meist männliche Künstler im Fokus stehen. Die Hamburger Ausstellung „Flinta* und Graffitti“ möchte das ändern.

Oft doppelt unsichtbar: Nicht-Männer in der Graffiti-Szene. Künstlerin Honey Beebs zeigt jedoch ihr Gesicht Foto: Hannes P. Albert/dpa

Rolltreppe hoch, einmal ums Eck und der Blick bleibt am Riesenfarbklecks hängen: Eine deckenhohe mit Graffiti bemalte Wand im Jupiter in Hamburg erinnert an eine unbeobachtete Fassade in einer Großstadt. Davor stehen fünf sorgfältig aufgereihte Roll-up-Banner.

Sie holen das Publikum der Ausstellung „Flinta* im Graffiti“ ab, erklären ihren Aufbau: Auf jedem der 22 Banner, die in einem Teil des Obergeschosses verteilt sind, findet sich ein Kurzportät ei­ne*r Spraye­r*in. Wer Mr. Die, Bar B, Planke, PMS Crew oder Rosa163 in Action sehen und ihre Geschichte hören will, kann das in kurzen Videos, die über QR-Codes erreichbar sind.

Auf den nächsten Roll-ups folgt die obligatorische Einführung: Rap, Breaking und Graffiti schwappten nach der Hip-Hop-Geburt 1973 bald nach Europa. Danach werden die Banner für Ken­ne­r*in­nen spannender: Frauen kommen häufig in der Hip-Hop-Geschichte nicht vor. Dabei war der Ausgangspunkt dieser Kultur die „Back to School“-Party einer jungen Frau, der damals 15-jährigen Cindy Campbell.

Das ist die These der Ausstellung: Alle Nicht-Männer in der Szene brauchen mehr Aufmerksamkeit, mehr Raum. Die Banner sind zwar platzsparend, aber das aufwendige, etwa 100 Minuten lange Videomaterial zeigt die meist überdimensionale, nicht transportable Kunst. Einige Spraye­r*in­nen malen vor allem an Zügen, andere an freigegebenen Wänden, wieder andere auf U-Bahn-Schilder und an Schaufenstern. Eine Reflexion hierüber erfolgt nicht. Die Künst­le­r*in­nen berichten von einer gewissen Freiheit, die sie in Graffiti für sich entdeckt haben – manchmal auf Kosten der Freiheit anderer oder einfach auf Kosten anderer.

Die Ausstellung

„FLINTA* im Graffiti“, OZM Galerie im Jupiter Hamburg. Finissage und Führung am 15.9., 12 Uhr. Be­su­che­r*in­nen brauchen Kopfhörer.

„Sporttaschenweise haben wir die Dosen da rausgeholt“, erinnert sich Jennifer Kauka an die wilden Diebstähle ihrer Clique in den 1980ern. Als sie in der fünften Klasse war, verbreitete sich in Hamburg die Hip-Hop-Szene. Ziemlich schnell bemerkte sie: Graffiti faszinieren sie nicht mit dem Finger auf der Verschlusskappe der Spraydosen, sondern mit dem Finger auf dem Kamera­auslöser – bis heute arbeitet sie als Fotografin. Die Ausstellung zeigt neben ihr als zentraler Akteurin der Szene andere Beispiele wie die bekannte französische Künstlerin Lady K.

Das Patriarchat herrscht auch im Underground. Das verdeutlicht die Ausstellung: In den Videos berichten viele von unangenehmen, oft sexualisierenden Situationen in der Szene, die sie auf ihr Geschlecht zurückführen. Geholfen habe, sich mit anderen Personen zu verbünden, die auf Solidarität und Unterstützung statt Konkurrenz und Misstrauen setzen. Daraus entstand auch die Ausstellung: 2019 schlossen sich einige Graffiti-Künstler*innen zum Sisterhood-Kollektiv zusammen, um für mehr Sichtbarkeit nicht männlicher Spraye­r*in­nen zu sorgen.

Wer sich bei einem Besuch inspiriert fühlt, kann sich Stift und Zettel schnappen und das auf der Flipchart gezeichnete Graffiti-ABC üben, um vielleicht bald selbst zu farbklecksen.

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2 Kommentare

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  • Wollte schreiben:



    Das schöne an Graffiti ist doch, das man nicht weis wer es war. Wenn Leute ihre Werke derart ostentativ in den Hintergrund drängen scheinen sie selbst nicht dran zu glauben.

  • Ja mh früher ging es mehr ums Kunstwerk, aber warum nicht.