Kein Homeoffice mehr bei Amazon: Alles zurück auf Los
Ab Januar müssen die Mitarbeiter:innen von Amazon vom Homeoffice zurück ins Büro. Das hat zwar Vorteile, ist aber trotzdem keine gute Idee.
A b Januar dürfte in den Büros von Amazon alles wieder so sein wie früher: Jeder Schreibtisch ist besetzt, Kolleg:innen drängeln sich in den Kaffeeküchen, Chef:innen biegen unangekündigt um die Ecke. Im neuen Jahr reaktiviert das amerikanische Unternehmen, das auch in Deutschland ein wichtiger Arbeitgeber ist, die Präsenzpflicht, die durch die Coronapandemie ausgesetzt war. Damit ist Amazon nicht allein. Immer mehr Firmen weltweit holen ihre Mitarbeiter:innen aus dem Homeoffice zurück ins Haus. Auch die taz plädiert wieder für mehr Anwesenheit in der Redaktion.
Die Präsenz im Büro hat viele Vorteile: Absprachen sind leichter, wenn man sich gegenüber- oder nebeneinandersitzt. Das spart Zeit und reduziert das Risiko von Missverständnissen. Außerdem ist es viel schöner, im gleichen Raum mit den Kolleg:innen zu sitzen als einsam am Schreibtisch daheim.
Mitunter ist es auch gerechter. Man kennt das aus den Pandemiejahren: Im Homeoffice kann man sich so schön wegducken und andere umso mehr arbeiten lassen, denn eine:r muss es ja machen. Im Büro geht das nicht, da ist die Kontrolle größer.
Trotzdem ist die Rückkehr zur kompletten Präsenzpflicht keine Option. Die Coronajahre haben gezeigt, dass auch im Homeoffice gearbeitet wird, manche Kolleg:innen bringen sogar bessere Leistungen, weil sie nicht abgelenkt werden. Umfragen haben ergeben, dass sich eine große Mehrheit eine Mischform, in der Regel die 60:40-Formel, wünscht an drei Tagen im Büro, zwei Tage zu Hause (in Teilzeit entsprechend weniger). Man spart sich Arbeitswege, steckt sich seltener an, denn Erkältete husten im Homeoffice statt im Büro, und auch die Family-Work-Balance lässt sich leichter austarieren.
Das heißt indes auch, sich im Homeoffice selbst zu disziplinieren: das Tagesprogramm sorgfältig abarbeiten, aber ebenso Privatleben und Job voneinander trennen. Das alles funktioniert nur, wenn keine Seite die andere ausnutzt, es ist ein Abkommen, das auf Vertrauen setzt – und auf die regelmäßige persönliche Begegnung im Büro. Die ist nämlich nicht oldschool, die ist menschlich notwendig.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Regierungskrise der Ampel
Schmeißt Lindner hin oder Scholz ihn raus?
Zeitplan der US-Wahlen
Wer gewinnt denn nun? Und wann weiß man das?