40.000 Menschen für Radwege

Die Bürgerinitiative Radentscheid hat die Verkehrswende in Frankfurt am Main ins Rollen gebracht. Ihr Fall zeigt, dass Änderungen auch gegen Widerstände möglich sind

Von Nanja Boenisch

Fast 40.000 Unterschriften hat der Radentscheid Frankfurt am Main gesammelt, um sich für eine bessere Fahrradinfrastruktur starkzumachen. Die Vision der Bürgerinitiative: Je­de:r solle die Möglichkeit haben, sich sicher, schnell und angstfrei mit dem Fahrrad durch die Stadt zu bewegen.

Schon im März 2018 machte die Initiative den Entscheid öffentlich und hauchte ihren Social-Media-Kanälen Leben ein. Rund einen Monat später startete die Unterschriftensammlung. Am Römer, dem Rathaus der Stadt, lehnten ein Rad und ein großes Schild, handschriftlich mit den Forderungen der Bewegung versehen. Zum Beispiel stand da: „fahrradfreundliche Nebenstraßen für mehr Sicherheit“ und „sichere Kreuzungen für Fuß- und Radverkehr“.

Vier Monate lang sammelten die Aktiven Unterschriften. Mit Fahrradkorsos versuchten sie, weitere Frank­fur­te­r:in­nen für ihr Anliegen zu gewinnen. Im August 2018 nahm der damalige Verkehrsdezernent mehrere Pappkartons voller Unterschriftenlisten entgegen. Acht Monate später aber lehnte die Stadtregierung den Entscheid ab. Doch: Die regierende Koalition aus SPD und CDU nahm Verhandlungen mit der Gruppe auf. Im Juni 2019 konnten sich die beiden Seiten einigen, im August entstand ein Maßnahmenkatalog für eine fahrradfreundliche Stadt.

Die Initiative blieb aktiv und brachte sich etwa in die Planungen für den Oeder Weg ein – eine Straße voller Geschäfte und Res­taurants, aus der eine Fahrradstraße mit Durchfahrtssperren für Autos und Gastronomieflächen auf ehemaligen Parkplätzen werden soll.

Gewerbetreibende übten Kritik an der Initiative. Mitglieder versuchten zu vermitteln

Die Stadt informierte An­woh­ne­r:in­nen schriftlich sowie auf Schautafeln vor Ort über ihre Pläne und bat um Rückmeldung – trotzdem fachten Geg­ne­r:in­nen des Projekts auch Kritik am Beteiligungsprozess an. Einige Gewerbetreibende waren unter den Kritiker:innen. Mitglieder der Initiative Radentscheid traten an die Gewerbetreibenden heran und versuchten zu vermitteln. Die Verkehrsberuhigung konnte nach und nach umgesetzt werden – zumindest testweise.

Im Juli 2024 beschloss der zuständige Ortsbeirat, dass das Projekt die Testphase überstanden hat und der Oeder Weg langfristig eine Fahrradstraße bleibt. Weitere Kilometer Radwege, die der Radentscheid gefordert hat, stehen noch aus.