piwik no script img

Erforschung des BiodiversitätswandelsTierisch kommunikatives Institut

Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels forscht nicht nur. In zwei Museen versucht es auch, das breite Publikum anzusprechen.

Forschungsgegenstand: Wie kommunizieren Vögel, wenn der Mensch nicht dabei ist? Foto: Boris Roessler

Hamburg taz | Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels ist zugänglicher als andere Forschungseinrichtungen. In zwei Museen in Bonn und Hamburg versucht es der Öffentlichkeit anschaulich zu vermitteln, was For­sche­r*in­nen über die Veränderung der Vielfalt herausfinden.

Das Museum der Natur in Hamburg möchte die Besuchenden auch auf emotionaler Ebene ansprechen. Die Tierpräparate im Teilbereich Zoologie sind dafür bestens geeignet. In der Kinderausstellung zum Beispiel lernen die jungen Besucher*innen, wo und wie Schneeleoparden leben, können spielerisch verschiedene Themen bearbeiten.

Florian Steinkröger betont aber auch einen anderen Aspekt, den sie hier im Museum vorantreiben wollen. Er ist Medienredakteur und präsentiert einen Ausstellungsbereich, in dem Forschende ihre aktuellen Projekte vorstellen. „Das wollen wir zukünftig noch viel stärker machen, denn die meisten Be­su­che­r*in­nen wissen gar nicht, dass hier über uns die Forschenden ihre Büros und Labore haben.“

Die Räume oben lassen erkennen, dass es sich um alte Unigebäude handelt: viel Beton und lange Flure, alles wirkt in die Jahre gekommen. In einem der Räume sitzt Nicholas Ryan Friedman. Der Amerikaner forscht zur Kommunikation und Lebensräumen von Vögeln. In Japan hat er Boxen im Regenwald aufgehängt, um herauszufinden, wie Tiere miteinander kommunizieren, wenn keine Menschen in der Nähe sind.

Neues Naturkundemusem geplant

„Es gibt uns enorme Einblicke in das ökologische System“, berichtet Friedman begeistert. „So viele Daten, Hunderte Terrabytes“, strahlt er. In den USA fanden sie zum Beispiel heraus, wie nach Hurrikans die Populationen zurückgingen, in andere Regionen flüchteten und erst langsam wieder zurückkamen.

Bis 2021 war das Museum an die Universität Hamburg angegliedert. Dann ging man, gemeinsam mit dem Museum in Bonn, im Leibniz-Institut auf, um Geld aus zwei Bundesländern einwerben zu können. Das mittelfristige Ziel ist ein neues Naturkundemuseum in der Hafencity, dann wären die drei Ausstellungen in Hamburg nicht mehr räumlich getrennt.

Doch bis dahin gibt es auch am jetzigen Standort noch einiges zu tun, erklärt Steinkröger: „Das Design der Ausstellung ist teilweise nicht mehr zeitgemäß, und viele Erklärtexte sind nicht auf Englisch verfügbar.“ Und der Ansatz, Menschen über positive Emotionen für die Natur und ihren Erhalt zu begeistern, sei auch noch nicht überall zu sehen. „In dieser Vitrine zeigen wir zum Beispiel, wie menschliches Handeln auf die Natur einwirkt.“

Neu seit Corona ist eine Wand, auf der Zoonosen erklärt werden, bei denen Tiere im Übertragungsweg involviert sind. Auch hier die Nachricht: Gebt der Natur ihren Platz. In Bonn gebe es jedoch auch ein Projekt, bei dem nicht das individuelle Verhalten im Mittelpunkt steht. Vielmehr entwickeln Branchenunternehmer des Gips- und Steinbaus zusammen mit Forscherinnen und Umweltschutzverbänden Handlungsempfehlungen für die Politik.

Neu seit Corona ist eine Wand, auf der Zoonosen erklärt werden

Menschen für Themen zu sensibilisieren sei aber zweifelsohne wichtig, im besten Fall führen positive Emotionen im Sinne von „wir wollen auch dabei mithelfen, etwas Positives zu bewirken“ dazu, dass sich Menschen aktiv an Forschung beteiligen. Citizen-Science-Projekte nennen sie das hier.

Friedman erklärt, welche Dynamik sein Projekt annahm: „Auch in Hamburg haben wir zwölf von diesen Boxen aufgehängt, und als Menschen das herausfanden, haben wir viele Anfragen bekommen, die auch so eine Box bei sich aufhängen wollen“, im „Kleingarten“. Das sei toll, denn es schaffe genau das, was eines der Ziele des Museum sei: stärker auf die Verbindung von Forschung und Bildungsarbeit aufmerksam zu machen, und Bür­ge­r*in­nen einzubeziehen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!