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RBB macht wieder SachenWiederaufnahme eines Klassikers

Bei anderen öffentlich-rechtlichen Anstalten wäre etwas wie die jüngste RBB-Posse bloß Theaterdonner. Aber die im Lichte sieht man halt besonders gut.

Patricia Schlesinger bei der Tatort-Premiere „Das Mädchen, das alleine nach Haus geht“ in Berlin (Archivbild 2022) Foto: Photopress/imago

V on den fröhlichen heiteren Bühnen des Sommertheaters geht es direkt auf die Bretter einer komischen Medienoper. In Berlin dreht sich derzeit alles um die spektakulär inszenierte Wiederaufnahme des Hauptstadtklassikers „Der RBB-Skandal“.

Der dramaturgische Bogen wird wie schon in der erfolgreichen Vorläuferinszenierung „Schlesinger und der böse Wolf“ vom Verwaltungsrat des Senders gespannt. Dessen Vorsitzender kommt aus dem Urlaub und tritt Knall auf Fall zurück. Denn der Rat hat in seiner Abwesenheit und ohne ihm Bescheid zu sagen per Video getagt. Benjamin Ehlers spielt die Rolle des düpierten Gremienchefs überzeugend und mit großer Integrität.

Schon im ersten Sitzungsakt geht es um ein heißes Eisen. Vorwürfe stehen im Raum, dass eine Ver­wal­tungs­rä­t*in einen potenziellen Interessenkonflikt habe. Sie ist mit einem freien RBB-Mitarbeiter verheiratet. „Hihi, dann ist er ja gar nicht so frei“, sagt die Mitbewohnerin. Und sie soll – Skandal! – auch dicke mit der neuen Programmdirektorin sein. Der Verwaltungsrat hat aber die RBB-Leitung ohne Ansehen von Personen und Programm zu kontrollieren und vor allem in Finanzsachen auf die Finger zu schauen.

Gut, bei anderen Anstalten wäre so etwas zu Recht bloß Theaterdonner. Doch seit der Fastabsetzung des RBB unter seiner ehemaligen Oberdiva Patricia Schlesinger und ihrem Verwaltungsratsgevatter Wolf, steht das gesamte Ratsensemble vor und hinter dem Vorhang besonders im Rampenlicht.

Auf die Goldwaage gelegt

Dass in dessen heil’gen Hallen jetzt alles pingeligst auf die Goldwaage gelegt wird, ist nachvollziehbar. Denn gerade der alte Verwaltungsrat hatte neben Schlesinger als Intrigantin in der vorherigen Saison die zweite Hauptrolle inne. Vom Oberschurken bis zur Knallcharge waren hier alle Rollen mustergültig besetzt. Dass der neue Verwaltungsrat, genauer gesagt das gemeinte Mitglied und die stellvertretende Vorsitzende, ähnlich agieren, ist eine Tragödie.

Doch halt, die Stellvertreterin (Dagmar Tille in einer ihrer ersten großen Rollen) sagt, es sei ganz anders gewesen und der tragische Held Ehlers hätte sehr wohl dabei sein können. Und das gemeinte Mitglied (mit noblem Trotz: Juliane Schütt) deklamiert in mehreren großen Arien ihre Integrität.

Doch es hilft nichts. So desavouiert sich im Verlauf des Stücks der gesamte Verwaltungsrat ein zweites Mal. „Nach der Diskussion, ob es richtig ist, dass sie oder er zurücktritt, treten beim großen Finale alle vor den Vorhang, verbeugen sich und treten am besten gemeinsam zurück“, sagt die Mitbewohnerin.

Ein Abgang einer Charaktercharge wie Ehlers kann es nicht retten. Die Katharsis bleibt aus. Und dass plötzlich im bislang letzten Akt Wolfgang Krüger als neuer Ratsvorsitzender und Heldenvater aus der Handwerkskammer tritt, macht es erst recht zur Posse der Saison.

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Steffen Grimberg
Medienjournalist
2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"
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