Eisschmelze in der Antarktis: MARUM-MeBo70 hat's rausgekriegt

Mit einem Bohrer wollten Wissenschaftler herausfinden, warum das Eis in der Antarktis unterschiedlich schnell schmilzt. Nun sind die Ergebnisse da.

Der Thwaites-Gletscher in der West-Antarktis Foto: Welzenbach/Rice University/picture alliance

Die globale Erderwärmung geht auch am kältesten Ort der Welt nicht vorbei. Das sogenannte ewige Eis in der Antarktis schmilzt, und das stärker als bislang angenommen. Im westlichen Teil des Kontinents verschwindet es dabei deutlich schneller als im Osten. Das liegt unter anderem daran, dass der dort liegende Thwaites-Gletscher vom immer wärmer werdenden Meereswasser unterspült wird.

Ein internationales Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass das schnellere Schmelzen in der Westantarktis möglicherweise auch mit ihrer Entstehung zusammenhängt. Neue Proben zeigen, dass sich das Eis nicht wie bislang angenommen im Zentrum der Antarktis, sondern im Osten gebildet und von dort nur langsam Richtung Westen ausgebreitet hat. Ihre Erkenntnisse haben die Forschenden in dem Fachjournal Science veröffentlicht.

Die Studie

2017 machte sich das Team mit dem Forschungseisbrecher Polarstern auf den Weg in die Westantarktis. Mit an Bord hatten sie den einzigartigen Bohrer MARUM-MeBo70. Sein rotierender Bohrkopf ermöglichte es erstmals, etwa zehn Meter in den antarktischen Meeresboden zu bohren und dort Sedimentproben zu entnehmen. Die Proben widerlegen die bisherige Annahme, dass sich das antarktische Eisschild im Zentrum des Kontinents gebildet und von dort aus ausgebreitet hat. Sie zeigen, dass es sich stattdessen vor rund 34 Millionen Jahren am östlichen Rand des Kontinents gebildet haben muss.

Zu diesem Zeitpunkt war die Westantarktis den neuen Erkenntnissen zufolge noch komplett eisfrei und zu großen Teilen von dichten Laubwäldern bedeckt. Mithilfe aufwendiger Modellierungen kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass das westantarktische Eis erst vor rund 27 Millionen Jahren entstanden sein kann – mindestens 7 Millionen Jahre später als im Osten.

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Vor rund 34 Millionen Jahren, als sich das antarktische Eis bildete, erlebte unser Planet den bisher letzten großen Klimawandel. Es war der Übergang von einem warmen, lebensfeindlichen Treibhausklima mit keinen oder nur sehr wenigen Eisflächen in ein kühleres Eishausklima mit riesigen Gletschern, das bis heute anhält.

Grund für diese klimatischen Veränderungen war eine rapide Abnahme der CO2-Konzentration in der Atmosphäre. Aufgrund der menschengemachten Erderwärmung wandelt sich das Klima aber langsam wieder zu einem Treibhausklima.

Der Blick in die Vergangenheit hilft auch, die Zukunft zu verstehen. Die Untersuchungen zeigen, dass das westliche Eis sensibler auf CO2 reagiert und eine leichte Erwärmung schon ausreichen würde, um es zu schmelzen. Außerdem können Klimamodelle nun sehr viel genauer berechnen, welche Auswirkungen permanent vergletscherte Bereiche auf die globale Klimadynamik haben.

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