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Neuer Höchstwert von 28,9 GradMittelmeer so warm wie noch nie

Die Oberflächentemperatur im Mittelmeer war noch nie wärmer. Der Weltklimarat bezeichnet das Meer als einen Hotspot des Klimawandels.

28,9 Grad Foto: Emmanuele Contini/imago

Paris afp | Die Wassertemperatur im Mittelmeer hat einen neuen Rekordwert erreicht: Forscher maßen am Donnerstag eine mediane Oberflächentemperatur von 28,9 Grad, wie das Institut für Meereswissenschaften (ICM) am Freitag in Barcelona mitteilte. Im Juli 2023 war ein Rekord von 28,71 Grad gemessen worden. Damit ist die Oberflächentemperatur des Mittelmeers im zweiten Jahr in Folge so hoch wie nie zuvor.

Der vorige Rekord war im August 2003 aufgestellt worden, der tägliche Median lag damals bei 28,25 Grad. Das bedeutet, dass die Wassertemperatur an der Hälfte der Tage des Monats über diesem Wert lag.

Die aktuell vorläufigen Messungen beruhen auf Satellitendaten des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus. Örtlich wurden seit Anfang August dieses Jahres auch Wassertemperaturen von über 30 Grad gemessen, unter anderem in Ägypten, Monaco, Korsika und in der Nähe der spanischen Stadt Valencia. Besonders bemerkenswert sei, dass die Hitzeperioden inzwischen über lange Zeit andauerten, erklärte ICM-Forscher Justino Martínez.

Das Mittelmeer wird vom Weltklimarat als ein „Hotspot“ des Klimawandels bezeichnet. Seit den 80er Jahren durchlaufen die maritimen Ökosysteme des Mittelmeers demnach einen drastischen Wandel mit einem Rückgang der Artenvielfalt und der Ankunft invasiver Arten. Dem Weltklimarat zufolge könnten bis 2060 rund 20 Prozent der für die Fischerei genutzten Fischarten und wirbellosen Tiere im östlichen Mittelmeer aussterben, wenn die globale Erwärmung nicht auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit begrenzt wird.

Laut einer Analyse des Forschungsnetzwerks World Weather Attribution (WWA) wäre die aktuelle Hitzewelle im Mittelmeer ohne den menschengemachten Klimawandel „praktisch unmöglich“. Außerdem sorge der Klimawandel generell dafür, dass Hitzewellen heißer und länger geworden seien und öfter aufträten.

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3 Kommentare

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  • Das Mittelmeer ist nichts anderes als ein 'Wassersportgebiet', 'Freizeitzone' und 'Kreuzfahrtlocation' für den Selfie-Massenkonsum. Wer braucht schon sowas wie 'Meer'? Süsse Delfine kann man mit den Freizeitkids auch im Aquarium sehen und omegareiche Eiweisslieferanten (Fisch) gibts aus aquafarming. Wenns zu heiss wird, zieht die Konsummeute weiter nach Norwegen. Schönen Urlaub noch!

  • Vielleicht sollte man ja den Tourismus in Spanien, Italien und Griechenland verbieten.



    Eingedenk der Cartoon-Klassiker von Tom's touche bei der taz kommt da sicherlich so manches Grad im Mittelmeer durch reinpinkelnde Touris zustande...

    Im Ernst, wie äußert sich eigentlich dieser heftige Massentourismus an diesem kleinen Binnenmeer, was Energieverbrauch, Wasserverbrauch, heiße Duschen, Waschmaschinen, etc etc etc angeht? Da kommt doch einiges zusammen?



    Wieso betrifft es gerade das Mittelmeer?

    • @Werner2:

      Weil es nur sehr wenig Austausch hat mit den Weltmeeren.

      Der Tourismus dürfte rel. wenig direkten Einfluss haben (vl. durch ungeklärte Fäkalien), aber Nährstoffeintrag durch Düngung in der Landwirtschaft, was wiederum Algenblüten fördert, was wiederum eine hohe zusätzliche Belastung für andere Lebewesen ist.

      Dass die Wasserflächen dadurch dunkler werden und mehr Strahlung absorbieren kommt hinzu. Das betrifft auch vermehrten Seegrasbewuchs in flacheren Uferstellen, dabei wird der Sand dunkel bedeckt.

      Aber es nutzt alles nichts: das sind wohl Marginalien im Vergleich zu den bekannten Ursachen des Klimawandels.

      Dazu zählt natürlich auch der Klimagas-Ausstoss durch die Anreise per Verbrenner oder Flugzeug.