: Russische Öldepots in Flammen
Ukrainische Drohnen treffen weitere Gebiete in Russland. Dessen Truppen rücken weiter im Donbass vor
Von Barbara Oertel
Ein Öllager in der Stadt Kotelnitsch im russischen Gebiet Kirow ist am Mittwoch erstmals zum Ziel ukrainischer Drohnenangriffe geworden. Das teilte der Gouverneur des Gebietes Kirow, Alexander Sokolow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Es habe keine Verletzten oder Brände gegeben, die Situation sei unter Kontrolle, schrieb er. Informationen des Telegram-Kanals Shot zufolge sind zwei Tankbehälter in Brand geraten.
Kotelnich liegt etwa 1500 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Ukrainische Drohnenangriffe wurden auch aus dem russischen Gebiet Rostow gemeldet. Der zuständige Gouverneur Wasili Golubjow teilte mit, dass das Öllager Rosrezerv „Atlas“ in der Region Kamensky in Brand geraten sei. Russischen Telegram-Kanälen zufolge sind mehrere Treibstofftanks betroffen.
Auch in der Stadt Proletarsk, ebenfalls im Gebiet Rostow, brennen immer noch 20 Dieselkraftstofftanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 5000 Kubikmetern. Das Öldepot war bereits am 18. August von einer ukrainischen Drohne getroffen worden und brennt seitdem aus. Laut örtlicher Behörden befindet sich die Schadstoffbelastung der Luft im Normalbereich, gleichwohl klagen Bewohner*innen über zunehmende Atemprobleme.
Unterdessen sind ukrainische Truppen an der Ostfront bei Pokrowsk im eigenen Land offenkundig auf dem Rückzug. So spricht der US-Thinktank Institute for the Study of War (ISW) von weiteren taktischen Erfolgen russischer Einheiten im Donbass. Das betreffe Vorstöße in Richtung der Stadt Prokrowsk. Die russischen Truppen rückten mit großem Tempo vor. Innerhalb weniger Tage hätten sie den größten Teil der südöstlich von Pokrowsk gelegenen Ortschaft Nowohrodiwk unter ihre Kontrolle gebracht, heißt es in einem Bericht des ISW.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich derweil erneut zu der „Operation Kursk“ geäußert. Vor drei Wochen, am 6. August, waren ukrainische Einheiten erstmals in das russische Gebiet vorgedrungen, die Kämpfe halten an. Nach ukrainischen Angaben kontrollieren die ukrainischen Truppen dort inzwischen 1294 Quadratkilometer und rund 100 Ortschaften, etwa 5 Prozent des Gebietes Kursk. Der Vormarsch sei ein Versuch, eine russische Offensive in die nordukrainischen Sumy oder Tschernihiw zu verhindern und er sei Teil umfassenderer Bemühungen der Ukraine für eine gerechte und dauerhafte diplomatische Lösung des Krieges, sagte Selenskyj am Dienstag.
Ebenfalls am Dienstag war der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi zu einem Kontrollbesuch des Atomkraftwerks Kursk nach Russland gereist. Er zeigte sich beunruhigt. Die Kämpfe in einem so geringem Abstand zu einem AKW dieser Art seien eine „extrem ernste“ Angelegenheit. In der vergangenen Woche hatte Russlands Präsident Wladimir Putin der Ukraine einen versuchten Angriff auf das AKW vorgeworfen.
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