Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Und noch ein Nachsatz, da es im Artikel fehlt: Die von den Russen präsentierte ukrainische Drohne, mit der der angebliche Angriff durchgeführt wurde, wurde unabhängig identifiziert. Es handelt sich um eine FPV-Drohne mit einem oder anderthalb km Reichweite, das ist deutlich weniger als der Abstand der Ukrainer vom AKW. Also wohl am ehesten irgendein russisches Beutestück.
Das ist nun das dritte AKW (Tschernobyl nicht vergessen), in dem der russische Aggressor, unter grober Missachtung aller nur vorstellbaren relevanten internationalen Abkommen, einseitig und absichtlich, für eine Risikosituation sorgt, das Opfer seiner Aggression beschuldigt und versucht, die IAEA für seine Zwecke einzuspannen. Und die sind erkennbar nicht nur propagandistisch, sondern ganz praktisch. Man hofft ganz offensichtlich, dass die USA die Ukrainer buchstäblich zurückpfeift. Heute wurde die Straße Rylsk-Kursk, an der Kurtschatow legt, gesperrt, weil die Ukrainer so nah sind, dass sie sie mit Drohnen kontrollieren.
Die Russen haben (über anderhalb Jahre hinweg) das komplette Herunterfahren von Energodar verhindert, damit die Gefahr hoch und die Drohkulisse möglichst massiv bleibt. Jetzt spielen sie dasselbe perverse Spiel mit ihrem eigenen (!) AKW auf russischen (!) Territorium. Aber trotzdem sind irgendwie wieder die Ukrainer schuld. Und die Frage, wieso fahren die Russen Kurtschatow nicht einfach runter, wird vom Autor noch nicht einmal gestellt.
Wenn die IAEA dieses perverse Agieren mit einem Besuch belohnt, ist der nächste "ukrainische Angriff" vorprogrammiert.
Unabhängige internationale Journalisten nach Russland mitnehmen… Schöne Seifenblase!
Wenn man die Glaubwürdigkeit von internationalen Organisationen untergraben will, gibt es kaum eine bessere Möglichkeit, als parteiisch zu agieren.
Es geht um die Sicherheit und um die Verhinderung eines Kernreaktorunfalls.
Wenn das aus Sicht von Greenpeace nicht mehr relevant ist, sagt das einiges.
Die putinsche Propaganda wird man nicht verhindern, sondern nur lächerlich machen können. Aber wahrscheinlich interessiert die Wahrheit auch wieder keinen Russen. Oder kaum einen, wie schon die ganze Zeit.
Es ist die Aufgabe der IAEA die Sicherheit von Atomkraftwerken zu untersuchen und zu warnen und kritisieren wenn es was abzustellen gäbe. Warum sollte denn deren Chef in Russland was erzählen was die Russen von ihm hören wollen? Hier liegt Greenpaece vollkommen daneben.
@Ernie "Warum sollte denn deren Chef in Russland was erzählen was die Russen von ihm hören wollen?"
Vielleicht möchten er und seine Untergebenen auch in Zukunft noch in Russland Anlagen inspizieren können, ohne das irgendwie erzwingen zu müssen?
Große Batteriespeicher werden wichtiger für die Energiewende. Laut einer Studie verfünffacht sich ihre installierte Leistung in den nächsten 2 Jahren.
Besuch des IAEA-Chefs in Kursk: Eine Absage wäre falsch
Die Reise des IAEA-Chefs nach Kursk ist richtig, denn es ist die beste Gelegenheit klazustellen, wer der Aggressor im Ukraine-Krieg ist.
IAEA-Chef Rafael Grossis geplanter Besuch in Kursk ist umstritten Foto: reuters
IAEA-Chef Rafael Grossi soll seine Reise zum AKW Kursk in der Stadt Kurtschatow absagen, findet die Sektion Zentral- und Osteuropa von Greenpeace. Mit dieser Reise würde Grossi nur die Interessen Russlands bedienen.
Die Befürchtungen von Greenpeace sind berechtigt. Wenn Grossi in Russland, und das ist nun mal kein neutrales Territorium, eine Pressekonferenz gibt, kann es schnell passieren, dass ihm die Kontrolle über die Veranstaltung entgleitet, seine Rede manipulativ der Öffentlichkeit präsentiert wird und der Eindruck entstehen könnte, Rosatom und die IAEA seien eine Firma.
Gleichwohl gibt es auch gute Gründe, die für die Reise sprechen. Wenn ein Betreiber die IAEA offiziell über Gefahren informiert, die einem AKW in seinem Verantwortungsbereich drohen, dann muss diese Befürchtung geprüft werden – selbst dann, wenn sich der Verdacht aufdrängt, die entsprechende Seite schüre Ängste, um die eigene Agenda durchzusetzen.
Russland jedenfalls behauptet, die Ukraine habe das AKW mit Drohnen angegriffen. Ganz ausschließen sollte man diese Möglichkeit nicht, gibt es doch zumindest einen Fall, bei dem die ukrainischen Behörden selbst erklärt haben, das AKW Saporischschja mit einer Drohne angegriffen zu haben.
Nicht vereinnahmen lassen
Grossis Besuch im Kriegsgebiet ist richtig, das erfordert die gefährliche Situation um die AKWs Kursk und Saporischschja. Aber er sollte sich nicht von Rosatom und der russischen Regierung vereinnahmen lassen. Und er sollte internationale Journalisten mit auf die Reise nehmen.
Man stelle sich vor, Grossi spricht auf einer Pressekonferenz im russischen AKW Kursk über die Gefahren, die diesem AKW drohen, und erklärt in einem zweiten Schritt, dass es dazu nicht gekommen wäre, wenn Russland nicht, allen Regeln des internationalen Rechts und der IAEA zum Trotz, das AKW Saporischschja überfallen hätte. Das wäre doch eine wirkmächtige Aussage. Es gibt keinen besseren Ort, über das Verbrechen des Überfalls auf das AKW Saporischschja zu sprechen als das Pressezentrum des AKW Kursk.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Bernhard Clasen
Journalist
Jahrgang 1957 Ukraine-Korrespondent von taz und nd. 1980-1986 Russisch-Studium an der Universität Heidelberg. Gute Ukrainisch-Kenntnisse. Schreibt seit 1993 für die taz.
Themen
Journalismus im Angriffskrieg – taz Talk