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Deutscher Umweltpreis verliehenLadesäulen und Moore

Der Deutsche Umweltpreis geht 2024 an eine Moorforscherin und einen Ingenieur. Er ist mit 500.000 Euro dotiert.

Franziska Tanneberger, Moorforscherin und Leiterin des Greifswald Moor Centrum Foto: Deutsche Bundesstiftung Umwelt/dpa

Franziska Tanneberger ist plötzlich um 250.000 Euro reicher. Aber nicht nur das Geld wird ihr Leben verändern, die Schweriner Moorforscherin steht nun ganz anders in der Öffentlichkeit: Denn Tanneberger erhält den Deutschen Umweltpreis des Jahres 2024.

„Natürlicher Klimaschutz durch Moor­wieder­vernässung ist unverzichtbar, damit die Klimaziele erreicht werden“, heißt es zur Begründung der Jury. Und die 46-Jährige sei eine „Brückenbauerin zwischen Wissenschaft, Politik und Landwirtschaft“, die diese Aufgabe voranbringe.

Erhielt den Deutschen Umweltpreis für seine Ideen in der Elektromobilität und ein System zum schnelleren Laden von Elektroautos Foto: Ansgar Pudenz/dpa

Es ist einer der wichtigsten Preise für den Umweltschutz, den die Deutsche Bundesstiftung Umwelt seit 31 Jahren alljährlich verleiht: Er gehört zu den weltweit bestdotierten seiner Art: 500.000 Euro erhalten die Gewinner:innen. Lediglich der „Earthshot Prize“, den der britische Kronprinz William 2019 ausgelobt hat, ist in Europa höher dotiert.

Allerdings wird der Deutsche Umweltpreis bislang stets geteilt, in diesem Jahr ist der zweite Preisträger Thomas Speidel. Der Ingenieur aus Baden-Württemberg hat ein Schnell­ladesystem entwickelt, durch das Elektroautos binnen Minuten statt Stunden „aufgetankt“ werden können. Die Jury ehrt Speidel für „strategischen Weitblick und die dafür notwendige unternehmerische Risikobereitschaft“. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird den Umweltpreis am 27. Oktober in Mainz überreichen.

Speidel machte Firma zukunftsfähig

Der 57-jährige Speidel ist Geschäftsführer von „ads-tec Energy“, einem Familienbetrieb in Nürtingen bei Stuttgart. Ursprünglich hieß die Firma „Fritz Electronic“. Sein Vater hatte sie mit seinem Partner Hermann Fritz 1980 als Zulieferer für die fossile Autoindustrie gegründet.

Thomas Speidel stieg 1995 nach seinem Ingenieursstudium ein und baute die Firma 15 Jahre später rigoros um. Statt auf Verbrenner setzt das neu benannte Unternehmen seitdem auf klimafreundlichere Mobilität. Es gibt mehr als 60 Patentanmeldungen, unter anderem für Batterietechnik und Speicherlösungen, seit 2016 ist Thomas Seidel auch Präsident des Bundesverbands für Energiespeichersysteme in Berlin.

Moorforscherin Tanneberger ist seit 2023 Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung. Dieser soll bei der Klima-, Zukunfts- und Umweltpolitik beraten. Beispielsweise hatte der Rat gefordert, mehr Geld für die „Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie“ auszugeben – das ist das Pendant zu den „Sustainable Development Goals“ der UNO. Die Ampelkoalition ignorierte den Vorschlag.

Tanneberger wurde 1978 in Ostberlin geboren und studierte an der Universität Greifswald Landschaftsökologie. Aufgebaut hatte diesen Studiengang Michael Succow, der einst als Vize-Umweltminister der DDR fünf Prozent der Landesfläche unter Schutz gestellt hat. Er hat als Professor ganze Generationen von Stu­den­t:in­nen geprägt. Succow selbst wurde 2015 mit dem Deutschen Umweltpreis ausgezeichnet. Mit dem Preisgeld gründete er jenes Greifswald Moor Centrum, das Preisträgerin Tanneberger heute leitet.

Moore speichern Kohlenstoffdioxid

Moore sind besonders wichtig für das Klima: Sie sind gigantische Treibhausgas-Speicher. Werden sie trockengelegt, gelangen die Gase in die Atmosphäre.

Die Bundesregierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen viele Moore wiedervernässt werden. Dagegen gehen aber jene Land­wir­t:in­nen auf die Barrikaden, die die trockengelegten Flächen heute bewirtschaften.

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2 Kommentare

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  • Hieß es nicht immer, Schnelladen senkt die Lebensdauer von Akkus?

    Bei dem Bericht im Fernsehen wurde ein Porsche mit hohen Strömungsquerschnitt an die Ladesäule gefahren.

    Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung scheint wohl nicht auf der Agenda des Preisträgers zu stehen, eher der Komfort der Oberklasse.

  • Bei dem sehr schnellen Laden einer E-Autobatterie (Akku) müssen ja sehr sehr hohe Ströme fließen sonst wäre der Akku nicht nach ein paar Minuten geladen.

    Laut ADAC:



    Möglichst mit niedrigen Leistungen laden. Häufiges Schnellladen mit hohen Strömen wirkt sich negativ auf die Lebensdauer aus.