Folgen von Lichtverschmutzung: Insekten verschmähen Blätter
Durchgängig eingeschaltete Straßenlampen machen Blätter härter und für Insekten ungenießbar. Darunter könnte die Nahrungskette leiden.
Bevor die Forscher der Chinesischen Akademie der Wissenschaften ihre Proben nahmen, hatten sie bemerkt, dass sich die Blätter in Städten deutlich von jenen in ländlichen Gebieten unterschieden.
„Uns ist aufgefallen, dass im Vergleich zu natürlichen Ökosystemen die Blätter von Bäumen in den meisten städtischen Ökosystemen kaum Anzeichen von Insektenschäden aufweisen. Wir waren neugierig, warum“, wird einer der Studienautoren, Shuang Zhang, im britischen Guardian zitiert.
Eine Erklärung für seine ungewöhnliche Beobachtung lieferten dann die Studienergebnisse, die in der Fachzeitschrift Frontiers in Plant Science veröffentlicht wurden: In Städten verhärten sich die Blätter, deswegen knabbern die Insekten nicht mehr an ihnen.
In den urbanen Gegenden, die nachts am meisten Licht abkriegen, waren die Blätter extrem widerstandsfähig und wiesen keine Insektenbisse auf. Grund dafür soll die Lichtverschmutzung sein. Sie verändert die chemischen Verbindungen, die für die Nährstoffzusammensetzung der Blätter verantwortlich sind. So bekommen die Blätter einen schlechten Geschmack oder werden von Insekten schlechter verdaut.
Lichtverschmutzung setzt Bäumen zu
Warum das passiert, lässt sich von den Wissenschaftlern nicht genau bestimmen. Sie gehen aber davon aus, dass das künstliche Licht – ein zusätzlicher Stressfaktor für Pflanzen – die Photosynthesedauer der Bäume verlängert.
Anstatt ihre Ressourcen allerdings für die Produktion von Biomasse zu verwenden und zu wachsen, verteidigen die Bäume ihre Blätter gegen Pflanzenfresser. Die Blätter werden dadurch nicht nur härter, sondern zersetzen sich auch langsamer. Dies hat Folgen für das Ökosystem, unter anderem für die Verfügbarkeit von Nährstoffen für andere Pflanzen und Lebewesen.
Die Studie verglich Bäume, die sich in Größe, Alter und Standort ähnelten, aber unterschiedlicher Lichtintensität ausgesetzt waren. Insgesamt untersuchten Zhang und seine Kollegen fast 5500 Blätter von japanischen Schnurbäumen sowie Rot-Eschen an 30 verschiedenen Orten in Peking.
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