Meduza-Auswahl 25. – 31. Juli: Die „Bermuda-Dreieck“-Brigade

In einer Einheit der russischen Armee sterben so viele Soldaten, dass sie „Bermuda-Dreieck“ genannt wird. Wie viele Tote sind es?

Stiefel und Beine , tote Soldaten in Uniform

Tote russische Soldaten Foto: Felipe Dana/ap

Das russisch- und englischsprachige Portal Meduza zählt zu den wichtigsten unabhängigen russischen Medien. Im Januar 2023 wurde Meduza in Russland komplett verboten. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter taz.de/meduza immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der taz Panter Stiftung gefördert.

In der Woche vom 25. bis zum 31. Juli 2024 berichtete Meduza unter anderem über folgende Themen:

Meduza veröffentlicht Buch über Doping im russischen Sport

Unter „Doping. Verbotene Seiten“ gibt der Verlag des Exilmediums Meduza ein Buch über das staatliche System zur Manipulation der Proben russischer Sportler bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi heraus. Der Autor und ehemalige Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors, Grigorij Rodtschenkow, lebt inzwischen in den USA im Rahmen eines Zeugenschutzprogramms. Meduza veröffentlicht ein Video-Interview mit ihm, das der Journalist Mikhail Zygar geführt hat (russischer Text).

„Mein Buch ist das erste, das die gesamte Geschichte der Dopingkontrolle zusammenfasst“, sagt Rodtschenkow. Im Video-Interview, das Zygar auf seinem YouTube-Kanal hochgeladen hat, ist der ehemalige Leiter vermummt zu sehen, während er über eine Videokonferenz mit dem Journalisten spricht. In dem fast 45-minütigen Gespräch diskutiert Rodtschenkow, ob es sich lohnt, gegen Doping zu kämpfen, und ob es überhaupt „saubere“ Sportler in Russland gibt.

Die Einheit, der die Soldaten wegsterben

Eine russische Militäreinheit ist seit dem Beginn des Ukraine-Krieges im Februar 2022 für ihre besonders hohe Zahl an gefallenen Soldaten bekannt geworden – die 1. Slawjansk-Brigade. Ihre Kommandeure stammen aus der sogenannten „Donezker Volksrepublik“. Die unabhängige Journalistenkooperative Bereg hat recherchiert, wie hoch die Zahl der Todesopfer genau ist. Meduza veröffentlicht eine Zusammenfassung der Recherche auf Englisch.

Seit Beginn des Krieges sollen rund 120.000 russische Soldaten in der Ukraine ums Leben gekommen sein. Die 1. Slawjansk-Brigade wird auch „Bermuda-Dreieck“ genannt, weil ihre Soldaten oft so schnell verschwinden oder sterben, dass nur wenige Informationen über die Einheit selbst bekannt sind.

Verlegt nach Unbekannt

In den letzten Tagen wurden mehrere russische politische Gefangene unerwartet in andere Gefängnisse verlegt. Seitdem ist der Aufenthaltsort von mindestens fünf von ihnen unbekannt, berichtet das Exilmedium Meduza (englischer Text).

Der Menschenrechtsaktivist und Memorial-Mitbegründer Oleg Orlow, der wegen seiner Kritik am Regime von Machthaber Vladimir Putin eine zweieinhalbjährige Haftstrafe verbüßt, wurde nach Angaben von Memorial aus dem Gefängnis in der Region Samara an einen unbekannten Ort verlegt.

Lilia Chanysheva, eine ehemalige Mitarbeiterin des verstorbenen Oppositionspolitikers Alexey Navalny, wurde Anfang des Jahres zu 9,5 Jahren Haft verurteilt. Auch sie wurde an einen unbekannten Ort verlegt. Ksenia Fadeyeva, eine weitere ehemalige Nawalny-Mitarbeiterin, die wegen „Extremismus“ inhaftiert ist, ebenso.

Die Künstlerin Sasha Skochilenko, die zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde, weil sie in einem Lebensmittelgeschäft Preisschilder durch Antikriegsaufkleber ersetzt hatte, wurde Berichten zufolge aus ihrem Gefängnis in St. Petersburg verlegt – Ziel unbekannt.

Auch von dem Oppositionspolitiker Ilja Jaschin sowie von Kevin Lik, einem 19-Jährigen, der im vergangenen Jahr wegen Hochverrats zu vier Jahren Haft verurteilt wurde, fehlt derzeit jede Spur.

Tadschikistans Anti-Kopftuch-Kampagne

Im vergangenen Monat verabschiedete das tadschikische Parlament ein Gesetz zum Verbot sogenannter „fremder Kleidung“. Die neue Regel betrifft vor allem das Kopftuch und andere traditionell muslimische Kleidungsstücke – aber auch zu freizügige, lässige Klamotten.

Die tadschikischen Behörden begründen diese Maßnahme mit dem Schutz von „nationalen Werten“. In Tadschikistan ist die Mehrheit der Menschen muslimisch. In den meisten ebenfalls muslimischen Ländern Zentralasiens sind mittlerweile zivilgesellschaftliche Bewegungen für die Stärkung muslimischer Werte entstanden – doch nicht in Tadschikistan. Der Staat überwacht die Aktivitäten islamischer Gruppen ganz genau und kontrolliert streng die örtlichen Moscheen. Die tadschikische Polizei hatte sogar berichtet, dass sie die Bärte von etwa 13.000 Männern zwangsweise abrasiert hat – vorgeblich im Kampf gegen den Extremismus.

Wer vor allem unter dem neuen Gesetz leidet und was das für die Gesellschaft bedeutet, berichtet Meduza (englischer Text).

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