piwik no script img

Die Wochenvorschau für BerlinUnter dem Regenbogen wird es heiß

Der Hochsommer hat Einzug gehalten in Berlin. Die Hitzehife für Obdachlose läuft auf Hochtouren und bekommt hohen Besuch. Auch beim CSD wird es heiß.

Asphalt bedeutet Hitze. Das macht den Menschen zu schaffen. Beim CSD am Brandenburger Tor wird am Samstag trotzdem gefeiert Foto: Soeren Stache/dpa

Berlin taz | Es ist heiß, und wer kann, flüchtet sich an den See oder ins Freibad. Denn in der Stadt ist es vielerorts kaum auszuhalten. Das liegt auch daran, dass Berlin fast zur Hälfte versiegelt ist: Rund 47 Prozent sind im Schnitt bebaut, betoniert oder asphaltiert, was zusätzlich für glühende Hitze sorgt.

Das führt zu erheblichen gesundheitlichen Belastungen. Darunter leiden neben älteren Menschen insbesondere Obdachlose. Umso wichtiger sind Orte, die Menschen, die auf der Straße leben müssen, Abkühlung bieten. Etwa das AWO Kiezcafé in Friedrichshain, dem Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) am Montag einen Besuch abstattet.

Hier werden bei hohen Temperaturen Schutzräume, Versorgungs- und Hygienemöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Welche anderen Orte der Erfrischung es gibt, hat die taz in ihrer neuen Sommerserie „Im Schatten“ aufgeschrieben.

Zusätzlich zur akuten Hitzehilfe muss Berlin großflächig entsiegelt werden, um klimaresilient zu werden. Wie das aussehen kann, können sich die Betonköpfe im Senat im Nachbarland angucken: Von den zehn am wenigsten versiegelten Städten in Deutschland kommt die Hälfte aus Brandenburg.

Laut einer Studie aus dem Jahr 2023 liegt Königs Wusterhausen mit 31 Prozent auf Platz zwei, gefolgt von Falkensee mit 33 Prozent. Platz fünf, sechs und acht belegen Bernau (38,7), Potsdam (38,8) und Oranienburg (38,9). Die Versiegelung in den Köpfen hat die Studie leider nicht erhoben, die scheint gemessen an den Zustimmungswerten für die AfD jedoch diametral zur Entsiegelung des Bodens zu verlaufen.

Auf die Straße für die Vielfalt

Heiß wird es auch am Wochenende, wenn der Pride Month mit dem CSD am Samstag seinen Höhepunkt erreicht. Europas größte Veranstaltung der LGBTIQ*-Community wird in diesem Jahr allerdings nicht wie sonst vom Regierenden Bürgermeister eröffnet.

Kai Wegner hatte beim letzten CSD versprochen, sich für eine Erweiterung des Grundgesetzes um den Schutz von queeren Menschen einzusetzen. Übrig geblieben ist davon, wie von den meisten Versprechen des CDU-Politikers (Bürgeramtstermine in 14 Tagen bis Ende 2023), allerdings: nichts.

Teilnehmen will Wegner aber trotzdem. Wem die Open-Air-Party, die ab 12 Uhr vom Spittelmarkt zur Siegessäule zieht und bei der eine halbe Million Menschen erwartet werden, zu voll oder kommerziell ist, findet in der Stadt der Vielfalt zahlreiche Alternativen.

Definitiv ohne den Regierenden findet etwa der Dyke March für lesbische Sichtbarkeit am Freitag um 18 Uhr am Karl-Marx-Platz statt. Und wer findet, dass Großkonzerne im Kampf gegen Unterdrückung nichts verloren haben, kann am Samstag um 15 Uhr zum Internationalist Queer Pride am Herrmannplatz gehen. Statt Regenbogen-Kapitalismus bedeutet queere Befreiung hier immer auch Klassenkampf.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Tja, wenn der Umlandring sich den Autoverkehr wählte und die SPD dann plötzlich nicht leiten will, werden selbst die kleinen einfachen Schritte zur Mikro-Klimaverbesserung nicht getan: Autos massiv durch ÖPNV und Räder ersetzen. Straßen und Parkplätze umnutzen mit Bäumen. Brunnen.



    Versiegelung und Zubauen bremsen durch klügere, kompaktere Lösungen.

    Ich wünsche allen Veranstaltungen genug Leitungswasser dabei. Vielleicht können ja gnädige Wasserpistolen von Umstehenden friedlich eingesetzt werden. Damit das einzige Heiße die Rhythmen sind.

  • Berlin hat viel zu wenig Schwimmbäder. Auch die Eintrittspreise sind unanständig!



    Für Rentner gibt es keinen Preisnachlass - völlig unsozial.



    Kinder und Jugendliche sollten nur einen geringen Betrag zahlen müssen.



    Tut mehr für uns Bürger!

    Schlachtensee und Krumme Lanke sind eine Katastrophe. Man kann sich da nur in den Dreck der Uferböschung legen, sofern für die 17 Wasservögel auf dem See nichts abgesperrt ist. Wir leben in einer Großstadt und nicht in einem Naturschutzreservat. Kapiert das endlich.