Alternativer Pride in Berlin: Jenseits der weißen Dominanz

Am Samstagabend zog der „Internationalist Queer Pride“ wieder durch Neukölln und Kreuzberg. Die Demo soll eine Alternative zum Mainstream-CSD sein.

Eine Regenbogenflagge weht im Wind. Auch die Farben der trans* Flagge, weiß,rosa und blau, sind in einem Dreieck auf der linken Seite der Flagge zu sehen.

Der Pfeil auf der Flagge steht für die Fortschritte, die noch vor der queeren Commmunity liegen Foto: Dominik Bund/imago

BERLIN taz | „Fragile Männlichkeit“, sagt ein*e De­mo­teil­neh­me­r*in laut und zeigt lachend auf ein zerbrochenes Ei auf der Straße. Oben am geöffneten Fenster steht der Mann, der das Ei auf den vorbeiziehenden Demonstrationszug geworfen hat. Die Teil­neh­me­r*in­nen antworten mit erhobenen Mittelfingern und lauten Rufen: „We are here, we are queer, we will not disappear!“

Sie sind Teil des „Internationalistist Queer Pride“, der am Samstagabend mit viel Glitzer und guter Laune durch Kreuzberg zieht. Ungefähr 8.500 Menschen nehmen nach Angaben der Polizei teil. Viele von ihnen haben sehr bewusst die Entscheidung getroffen, nicht auf dem großen CSD mitzulaufen und stattdessen an der alternativen Veranstaltung unter dem Motto: „None of us is free, until all of us are free“ teilzunehmen. So auch De­mo­teil­neh­me­r*in Sascha: „Beim Pride geht es um etwas Politisches. Den großen CSD finde ich viel zu kommerzialisiert.“

Aus diesem Grund riefen die Or­ga­ni­sa­to­r*in­nen vor drei Jahren das erste Mal zum Internationalistist Queer Pride auf. Zu Firmen und Polizist*innen, die auf dem großen CSD mitlaufen, sagt das Team: „Das sind nicht unsere Verbündeten.“ Organisiert wird die Demo von Einzelpersonen und politischen Gruppen, wie dem Bloque Latinoamericano und Migrantifa Berlin.

Auch Queeraspora e.V., ein Verein queerer BiPoc, war an der Organisation beteiligt. Mitglied Halim teilt Saschas Einschätzung zur Präsenz von Firmen auf dem CSD und fügt einen weiteren Kritikpunkt hinzu: „Der CSD ist sehr weiß dominiert. Es gibt nicht genug Sichtbarkeit für queere BIPoCs.“

Pro-Palästinensische Ausrichtung in der Kritik

Für Kritik am IQP sorgte in den letzten Jahren die Pro-Palästinensische Ausrichtung der Demo. Das Jüdische Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus kritisierte antisemitische Parolen und Schilder. Auf Twitter veröffentlichte es ein Banner der Demonstration am Samstagabend, auf dem zur Intifada aufgerufen wird. Der Begriff bezeichnet die Aufstände der palästinensischen Bevölkerung gegen den Staat Israel. Außerdem kritisieren sie das Awareness-Konzept, das Antisemitismus nicht explizit thematisiert. Laut Joana aus dem Awarenessteam wurde in der diesjährigen Schulung ebenfalls nicht über Antisemitismus gesprochen.

Das IQP-Team bezieht zu den Vorwürfen Stellung: „Wir kämpfen gemeinsam mit unseren queeren jüdischen Ge­nos­s*in­nen gegen Antisemitismus, genauso wie wir mit all unseren anderen queeren Geschwistern gegen alle Formen von Diskriminierung kämpfen.“

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