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Sprinter bei der Tour de FranceGrün ist die Hoffnung

Der Kampf um das Trikot des besten Sprinters ist wieder eröffnet, doch trotz recht guter Leistungen sind die Deutschen da außen vor.

Biniam Girmay aus Eritrea (M.) wird nach seinem Sturz von seinen Teamkolleges ins Ziel gebracht Foto: Jerome Delay/dpa

Nimes taz | Den Sprintern ist bei dieser Tour de France das große Finale genommen. Statt Sprint Royale auf den Champs-Élysées gibt es heuer ein bergiges Zeitfahren zwischen Monaco und Nizza zum Abschluss. Die schnellen Männer bedauern das. Mark Cavendish etwa musste den wahrscheinlich letzten Sprint seiner Karriere am Dienstag in Nimes austragen. Durch den Sturz vom Mann im Grünen Trikot, Biniam Girmay, aufgehalten, wurde er nur 17. „Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort“, beschrieb er die Situation.

Grundsätzlich war er bei dieser Tour richtig. Er holte seinen 35. Tour-Etappensieg, liegt in dieser Rekordliste jetzt allein vorn, vor Eddy Merckx. „Mein großes Ziel haben wir erreicht. Jetzt kommt es für mich nur noch darauf an, im Zeitlimit bis Nizza durchzukommen“, sagt er. Dass keine größeren Aufgaben mehr auf ihn warten, erfreut ihn nicht besonders. Auch Phil Bauhaus, Etappenzweiter in Nimes, war deshalb geknickt. „Schade, dass es den Sprint auf den Champs-Élysées in diesem Jahr nicht gibt, das war immer mein Traum“, sagt er der taz und gab Stunden später seinen Ausstieg aus der Tour bekannt.

Chance am Donnerstag

Im Verlauf dieser Tour wurde er von Sprint zu Sprint besser, kam über die Plätze 6, 4, 8 und 7 nun auf den zweiten Tagesrang. Auch für den zweiten deutschen Sprinter ging es zuletzt aufwärts. Nach eher mäßigem Beginn mit Platz 15 beim ersten Massensprint in Turin steigerte sich Pascal Ackermann über die Ränge 6, 9 und 4 zu gleich drei dritten Plätzen. „Damit kann ich sehr gut leben, gerade nach den letzten drei Jahren“, sagt die Frohnatur aus der Pfalz.

Tatsächlich waren seine letzten Jahre eher mäßig. 2021 verließ er Team Bora im Zorn darüber, nicht zur Tour mitgenommen worden zu sein. 2022 gelangen ihm nur magere zwei Siege bei kleineren Rennen. Zur Tour wurde er nicht mitgenommen. Sein Rennstall UAE konzen­trierte sich auf das Unternehmen Titelverteidigung mit Tadej Pogacar. Im letzten Jahr sprang zwar ein Etappensieg beim Giro heraus. Das reichte aber erneut nicht für den Tourkader. Ackermann entschied sich daher für den Schritt zurück, wechselte zum Team Israel Premier Tech. Dort klappte es mit der Tour-Teilnahme. Und sieben Top-10-Resultate bei zehn Massensprints sprechen für seine gute Verfassung.

Ganz aufgegeben hat er den Traum vom Etappensieg beim Tour-Debüt noch nicht. Die 18. Etappe könnte bergfesteren Sprintern in die Karten spielen. Fünf Berge stehen am Donnerstag auf dem Programm. Sie gehören aber der kleinsten, der dritten Kategorie an. Und die letzten zehn Kilometer sind recht flach. Allerdings muss er bis zum Ritt über die Berge auch eine Erkältung loswerden. „Geht die bis dahin nicht weg, ist das aussichtslos“, sagte er.

Kommt er wieder zu Kräften, dürfte er prominente Begleitung finden. Nach dem Sturz von Girmay ist der Kampf um Grün wohl wieder offen. 86 Punkte hatte Girmay Vorsprung. Weil er in Nimes aber leer ausging, Hauptkonkurrent Jasper Philipsen die Etappe gewann und zudem in den Zwischensprints noch vier Punkte mehr holte, schmolz der Abstand auf 32 Punkte zusammen. Philipsen muss nun versuchen, Girmay bei den Zwischensprints zu distanzieren und hier möglichst die volle Punktzahl zu holen. Die größte Aussicht auf Grün hat er aber auf der Etappe am Donnerstag. „Es ist schön, noch Ziele zu haben. Ich werde bis Nizza kämpfen“, versprach er.

Girmay, nach dem Sturz am Knie bandagiert, denkt vor allem ans Durchkommen. „In Nizza sehen wir, ob es reicht für Grün“, sagt er. Der Eritreer will sich nicht kirre machen lassen: „Ich habe meine Philosophie geändert. Ich setze mich selbst nicht mehr so sehr unter Druck“, verriet er. Das könnte den Ausschlag geben beim Kampf um die allerletzte Sprinterchance bei dieser Tour de France.

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