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Odyssee im Telefon-ShopOsman bekommt Super-Mega-Speed

Unser Telefon ist tot und ich soll mich darum kümmern. Am Ende weiß ich nicht, ob meine Ehefrau Eminanim sich von mir oder der Telekom trennen will.

Kabelsalat an einem Internetserver: Super-Mega-Ärger-Kram Foto: Peter Kneffel/dpa

U nser Telefon macht Zicken und meine Frau Eminanim schickt mich daraufhin zum Telekom-Laden. Zwei Stunden lang versucht der pickelgesichtige Junge dort, mir irgendein XXL-Super-Speed-10.000-Kram-Entertainment-Paket zu verkaufen, das ich vehement ablehne. Aber trotzdem landet es noch vor mir bei uns zu Hause. Und das gleich zweifach!

„Osman, du treibst dich stundenlang in diesem Laden rum, aber unser Telefon ist immer noch tot! Stattdessen bekommen wir immer wieder völlig unnötiges Zeug geliefert“, schimpft meine Frau.

Also trotte ich am nächsten Tag wieder zum Telekom-Pickel-Jugendheim. Es empfängt mich ein anderer Jugendlicher, fast noch ein Kind. Ist Kinderarbeit nicht in Deutschland verboten?

XXL-Mega-Dingsbums

„Junger Mann, ich habe es ausdrücklich tausend Mal gesagt, dass ich dieses sogenannte XXL-Mega-Dingsbums nicht haben will! Aber zum zweiten Mal haben Sie es mir zugeschickt!“, rufe ich sehr laut durch den Laden, aber die beiden Jugendlichen der letzten Tage sind gar nicht da. Das scheint Firmenpolitik zu sein, damit man sie nicht zur Verantwortung ziehen kann. Oder ist das hier etwa der Telekom-Kindergarten und die richtigen Mitarbeiter erledigen ihren Dienst woanders?

„Also mein Herr, im Computer steht, dass Sie unser Super-Mega-Speed-200.000-XXL-Entertainment-Paket sehr wohl bestellt haben. Freuen Sie sich drauf, das kriegt nicht jeder. Die Leute stehen Schlange dafür“, flötet der Jugendliche im Stimmbruch.

„Ich weiß, bei der Post stehen die ganzen Leute Schlange, um den Schrott wieder zurückzuschicken! Seit Tagen flehe ich euch an: Bitte, bitte, ich will das nicht! Ich will nur, dass mein Telefon funktioniert!“

Wie ein schlecht geöltes Türscharnier

„Mein Herr, unser Computer kontaktiert unsere Mitarbeiter sofort, damit der Kunde möglichst schnell die gewünschte Ware bekommt, ist das nicht toll?“, quietscht er wie ein schlecht geöltes Türscharnier.

„Es ist aber nicht gewünscht, verdammt! Ich will diesen Super-Mega-Ärger-Kram nicht! Ich will nur, dass Sie unser Telefon reparieren!“

„Das geht aber nicht so schnell. Der Kollege, der für die Anschlüsse zuständig ist, kommt alle 14 Tage aus Bonn.“

„Ich fass es nicht! Kann die Telekom etwa in ganz Bremen keinen einzigen Techniker finden, der mein Telefon anschließt, oder was?“

„Techniker haben wir schon, aber um die Anschlüsse kümmern sich ausschließlich unsere Subs!“

Schikanierendes Gerät

„Was sind denn jetzt Subs? Wieder so ein unnützes Gerät, mit dem Sie mich schikanieren?“

„Subs sind unsere Subunternehmer. Keine Sorge, wir werden Sie noch rechtzeitig schriftlich benachrichtigen, wann der Sub bei Ihnen vorbeischauen wird.“

Am nächsten Tag bekommen wir aber anstatt des Subs zunächst eine dicke Rechnung für den ersten XXL-Speed-Entertainment-Mist, den wir selbstverständlich nicht haben wollten.

Daraufhin droht meine Frau mit der Scheidung. Im Eifer des Gefechts wird es mir aber nicht deutlich, ob sie sich von mir oder von der Telekom scheiden lassen will.

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1 Kommentar

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  • Scheiden tut weh!



    Ob Eminanim oder Telekom ist dabei nicht von Bedeutung.