Podcast „Fashion The Gaze“: Die Nazis von nebenan
Der Podcast „Fashion The Gaze“ analysiert aktuelle Social-Media- und Popkulturphänomene. Eine Art von Widerstand?
Unternehmer. Gastwirt. Buchautor. Kreistagsmitglied. Weltenbummler. Das steht in der Bio eines Tiktok-Accounts. Hinter der lockeren Profilbeschreibung verbirgt sich der bekannte Neonazi Tommy Frenck. Er postet Videos vom Flohmarkt, den er für sozial Schwächere organisiert.
Klingt erst einmal nett. Bis man hört, dass der Flohmarkt den Namen „Deutsche helfen Deutschen“ trägt. Ein Buch, das er veröffentlicht hat, heißt „Die 88 besten Fleischgerichte aus dem Reich“.
Darüber sprechen Freya Herrmann, Vera Klocke und Jasper Landmann in ihrem Podcast „Fashion The Gaze“, der sich mit aktuellen Popkulturphänomenen beschäftigt. Obwohl man den Podcast als kulturwissenschaftliche Analyse verstehen könnte, ist er keineswegs trocken, sondern kann auch witzig sein. Mit lockeren Gesprächen schaffen die Moderator_innen es, harte Themen zu entkrampfen.
Codes und Ideologien
„Fashion The Gaze“
Folge „Nazis auf Tiktok“
neue Folgen jeden Monat bei allen Podcastern
So auch in der Folge „Nazis auf Tiktok“. Da analysieren Hermann, Klocke und Landmann, wie es Rechtsradikalen gelingt, sich auf Social Media als sympathisch und nahbar zu inszenieren. Neben Frenck besprechen sie auch andere Accounts wie den von Katrin Krug, die sich oberflächlich wie eine normale Influencerin zeigt. Schaut man genauer hin, erkennt man rechtsextreme Codes und versteckte Ideologien.
„Die Inhalte finden schnell und flächendeckend statt“, warnt ein Host. Deshalb seien rechte Inhalte besonders gefährlich. Darüber zu sprechen, verstehen die drei Moderator_innen als eine Art Widerstand, den sie leisten.
Abgesehen davon nehmen sie die Themen von „Glow up“ – das ist, wenn jemand durch Styling, Sport oder Make-up schlagartig sein Aussehen aufwertet – bis „Mob Wife“ – wenn sich Leute wie reiche Mafiabossgattinnen anziehen – unter die Lupe. Wer verstehen will, wie Gegenwartsphänomene funktionieren und wo sie herkommen, sollte unbedingt reinhören.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier des Finanzministers
Lindner setzt die Säge an die Ampel und an die Klimapolitik
Kritik an Antisemitismus-Resolution
So kann man Antisemitismus nicht bekämpfen
Bundestag reagiert spät auf Hamas-Terror
Durchbruch bei Verhandlungen zu Antisemitismusresolution
Höfliche Anrede
Siez mich nicht so an
Steinmeiers Griechenland-Reise
Deutscher Starrsinn
Kränkelnde Wirtschaft
Gegen die Stagnation gibt es schlechte und gute Therapien