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Bei aller Kritik an "eestlichen Doppelstandards" sollte nicht übersehen werden, dass Russland ein rassistisches Konzept mit vergleichbaren doppelmoralischen Standards ist, nur eben zugunsten ethnischer Russen. Wer stirbt denn auf russischer Seite in UA?
Für Indien und China gilt: Niemand kauft so viel, wie der Westen. Der Erfolg eigener Bemühungen hängt immer noch stark davon ab, dass es einen zahlungsstarken Exportpartner gibt.
Bei allem "Bla, bla, der Westen ist schuld, der Westen bevormundet,..."-Gerede sollte man aber nicht vergessen, dass auch in Indien vielen klar sein dürfte, dass Russland keine Demokratie ist. Nur stört das einen Autokraten wie Modi halt nicht, weil er Putins Modell vermutlich gar nicht schlecht findet.
Aber wenn China wieder mit Indien in Konflikt gerät, kann und wird Putin den Indern auch nicht helfen.
Nein, genau das muss der Westen nicht akzeptieren. Er muss es zur Kenntnis nehmen zu und es als Antrieb nutzen auf der einen Seite eine attraktivere Option zu werden und auf der anderen Seite seine Interessen wieder stärker durchsetzen zu können. Wobei ich dabei vor allem die EU im Auge habe. Btw. importieren die westlichen EU-Staaten wie z.B. Frankreich immer mehr russische Rohstoffe, ganz ohne einen Putinbesuch als Orban.
Richtig, wenn wir begriffen haben, dass andere Länder nicht nach unserer Pfeife tanzen und auch eine eigene Meinung haben, dann kann es vielleicht noch was werden mit den notwendigen Verhandlungen.
Nach der Haushaltseinigung: Die Linke kritisiert die Ampel-Pläne zum Bürgergeld, die längere Arbeitswege und mehr Sanktionen vorsehen.
Modis Besuch in Moskau: Putins Coup
Die Beziehungen zwischen Indien und Russland sind für den Westen frustrierend. Doch er muss akzeptieren, dass andere Staaten eigene Interessen verfolgen.
Seine Show: Putin empfängt den indischen Präsidenten Modi am 9. Juli in Moskau Foto: Alexander Zemlianichenko/ap
Was für ein Timing! Direkt vor dem Nato-Jubiläumsgipfel und am Tag eines mutmaßlich russischen Angriffs auf ein Kinderkrankenhaus in Kyjiw besucht mit Narendra Modi der Regierungschef des bevölkerungsreichsten Landes und der „größten Demokratie der Welt“ Russlands Autokraten Wladimir Putin in Moskau.
Während „der Westen“ versucht, Putin wegen seines Angriffskriegs zu isolieren, gelingt diesem mit Modi erneut zu zeigen, dass die Macht des Westens begrenzt ist. Dessen Regierungen gelingt es nicht, Indien wie auch China zur Distanzierung von Putin zu bewegen. Teilweise gelingt das dem Westen nicht einmal in den eigenen Reihen, wie der derzeitige EU-Ratsvorsitzende Viktor Orbán mit seinen Reisen nach Moskau und Peking zeigte. Ganz zu schweigen vom Nato-Partner Recep Tayyip Erdoğan.
Die Nato-Staaten sollten bei ihrer Feier nicht außer Acht lassen, dass selbstbewusste Staaten wie Regional- und Großmächte geostrategische Perspektiven haben, die nicht deckungsgleich mit denen des Westens sind – und dass diese dessen egoistischen Doppelstandards nicht auf den Leim gehen wollen.
Natürlich ist für Europa Russlands Angriff auf die Ukraine eine Bedrohung der Sicherheit. Für Indien gilt das nicht. Vielmehr sorgt sich Delhi immer mehr um Chinas wachsenden Einfluss im Indischen Ozean (Sri Lanka, Malediven), im Himalaja (Nepal) wie unter den Nachbarstaaten (Bangladesch).
Indiens erklärte Außenpolitik der strategischen Unabhängigkeit sucht zwar den Handel und die technologische Modernisierung im Westen, will die historisch guten Beziehungen zu Russland aber nicht reduzieren. Nicht zuletzt, um Moskau nicht völlig in Pekings Arme zu treiben.
Mit dem Westen teilt Delhi eben nur manche Interessen. Dass man in Indien gern vom jetzt billigen russischen Öl profitiert und auf russische Rüstungsgüter keinesfalls verzichten will, mag opportunistisch erscheinen. Aber es hilft zugleich, sich gegen Bevormundung aus dem Westen zu wappnen, der derzeit auch Indien kräftig umwirbt.
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Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Kommentar von
Sven Hansen
Auslandsredakteur (Asien)
Asienredakteur seit 1997, studierte Politologie in Berlin und Communication for Development in Malmö. Organisiert taz-Reisen in die Zivilgesellschaft, Workshops mit JournalistInnen aus Südostasien und Han Sens ASIENTALK. Herausgeber der Editionen Le Monde diplomatique zu Südostasien (2023), China (2018, 2007), Afghanistan (2015) und Indien (2010). Schreibt manchmal auch über Segeln. www.fb.com/HanSensAsientalk @SHansenBerlin
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