piwik no script img

Fossile Investitionen steigen weltweitMehr Geld für Öl und Gas

Anleger haben weltweit 4,3 Billionen US-Dollar in fossile Industrien investiert, Öl- und Gasförderer erhöhten sogar ihre Investitionen.

Immer noch ein lohnenswerter Rohstoff: Kohleberg in einem Hafen Foto: imago

Berlin taz | Trotz aller Klimaschwüre: Immer noch halten institutionelle Anleger weltweit Anleihen und Aktien in Höhe von 4,3 Billionen US-Dollar von Unternehmen, die in fossilen Industrien aktiv sind. Die Branche hat sogar ihre jährlichen Investitionen für die Öl- und Gasförderung seit 2021 um mehr als 30 Prozent erhöht. Das ist das Ergebnis einer Finanzrecherche von Urgewald und 14 Partnerorganisationen, die an diesem Dienstag unter dem Namen „Investing in Climate Chaos“ erscheint.

Die Finanzdaten wurden im Mai 2024 erhoben und belegen, dass viele Pensionsfonds, Versicherer, Banken, Vermögensverwalter oder Hegdefonds weiter zu einer Verschärfung der Klimakrise beitragen. „7.245 institutionelle Investoren fesseln uns an eine CO2-intensive Zukunft“, kritisiert Katrin Ganswindt, Leiterin der Finanzrecherche bei Urgewald. Wenn die Anleger weiter Kohle-, Öl- oder Gasunternehmen unterstützten, sei „der rechtzeitige Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich“.

Die vier größten Klimasünder kommen aus den USA: An erster Stelle steht der Vermögensverwalter Vanguard mit Investitionen in Kohle-, Öl- und Gasanlagen in Wert von 413 Milliarden US-Dollar. Nummer 2 ist der Vermögensverwalter Blackrock mit fossilen Investitionen in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar. Der mit 70 Milliarden US-Dollar größte europäische Investor ist Norwegens staatlicher Pensionsfonds auf Platz 7.

Reputationsgewinn ohne Fossiles

Auf Platz 30 landet die Deutsche Bank mit ihrer Investment-Tochter DWS – mit 22,9 Milliarden US-Dollar in fossilen Aktien und 1,9 Milliarden US-Dollar in fossilen Anleihen. Direkt dahinter (Platz 31) liegt die Allianz, die vor allem mit ihren Investment-Töchtern Pimco und Allianz Global Investors (AGI) auf fossile Industrien setzt.

Die Renditen seien DWS, Pimco und AGI „offenbar attraktiver als der Reputationsgewinn, den sie durch einen schnellen Ausschluss von fossilen Konzernen erreichen könnten“, sagt Urgewald-Campaignerin Julia Dubslaff.

Während die Allianz eine relativ strenge Ausschlussrichtlinie für Kohle eingeführt und erste Schritte zum Ausstieg aus Öl- und Gasgeschäften vollzogen hat, gelten diese Regeln nicht für die in den USA ansässige Pimco, die den größten Teil der Allianz-Investitionen in Fossiles verwaltet.

In der ersten Version des Textes stand, dass die Anleger ihre Investitionen in fossile Industrien erhöht haben. Tatsächlich hat die Branche ihre Investitionen in Öl- und Gasförderung erhöht.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • taz: *Trotz aller Klimaschwüre: Immer noch halten institutionelle Anleger weltweit Anleihen und Aktien in Höhe von 4,3 Billionen US-Dollar von Unternehmen, die in fossilen Industrien aktiv sind.*

    „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ [Weissagung der Cree] – Das interessiert die Aktionäre aber nicht, da die nur noch ihren Gott "Mammon" anbeten und sie sogar die Zukunft ihrer eigenen Kinder und Kindeskinder für eine gute Rendite verkaufen.

    taz: *Die vier größten Klimasünder kommen aus den USA: [..] Nummer 2 ist der Vermögensverwalter Blackrock mit fossilen Investitionen in Höhe von 400 Milliarden US-Dollar.*

    Blackrock? Wieso fällt mir jetzt gerade Friedrich Merz (CDU) ein? Ach ja, der Mann war ja jahrelang 'Blackrock-Lobbyist'. Mit Merz als Bundeskanzler wird es bestimmt "sehr lustig" mit dem Klimawandel werden.

  • Die rückwärtsgewandte "Technologieoffenheit" der FDP kann das locker ab.

  • Bei aller Euphorie über den Ausbau der erneuerbaren Energien bei der Stromproduktion und erneuerbaren Anteil von 60% sollten wir nicht aus dem Blick verlieren, das der die Stromproduktion nur 1/5 des Gesamtenergiebedarfes ausmacht.

    Deutschland verbraucht pro Jahr insgesamt 2500 TWh an Kohle, Öl, Gas, Holz und erneuerbarer Energie.

    Davon werden 500 TWh für die Stromproduktion verwendet, davon sind 280 TWh Solar und Wind.

    Zusätzlich werden noch 200 TWh an erneuerbarer Wärme produziert, mit Holz und Geothermie.

    Das macht also 480 TWh erneuerbarer Anteil, von 2500 TWh, also ca. 19-20 %.

    Das heißt 80 % sind immer noch fossile Energie und wir werden noch über ein längere Zeit fossile Energie benötigen, um unsere Industrie, den Transport und die Wärmebereitstellung zu versorgen.

    Bedauerlicherweise fehlen diese Zahlen in dem Artikel.

  • 6G
    608196 (Profil gelöscht)

    Der Neoliberalismus ist mit wohlfeilen Lippenbekenntnissen nicht abzuschaffen.



    Solange wir nehr Lobbyisten als Klima-, Umwelt- und Tierschutzexperten in unsreren Parlamenten ein- und ausgehen lassen, sowie unsere gewählten Volksvertrteter nach ihrem Mandat mit ihren politischen Kontakten in dieses Lager wechseln lassen, wird sich an der rücksichtslosen, durch Manipulation der Wähler*innen und angezettelte Staatsstreiche und Kriege in der Ländern die über die Ressourccen verfügen nutzenden Doktrin der Geopolitik nichts ändern.



    "Die reinste Form des Wahnsinns ist, immer das Gleiche zu tun und dadurch Veränderung herbeiführen zu wollen"

  • Geld stinkt eben nicht.